Hibbelig und laut beim Arbeiten

  • Möchte über die Sommerpause nun wirklich an diesem Thema arbeiten mit Puka, weil es mich und ihn gleichermassen stresst und uns Arbeiten so keinen Spass macht, es dies aber eigentlich nämlich würde, mit viel mehr Ruhe drin. Ich war teils zu faul und teils "vermeidend", weil sein Gelärme und Überdrehen nur konkret in der Hundeschule bei den Übungen ein Problem darstellt, ich also zu wenig "Leidensdruck" im Alltag habe, da ich dort dann einfach nichts mache, was ihn pusht, und er im Zusammenleben ja tiptop ist. Auch bei der Nasenarbeit arbeitet er cool und ruhig.

    Ich würde aber gerne weiter in die Plauschgruppe gehen, weil es tolle, vielseitige Übungen sind und Puka ja eigentlich lernbegierig, eifrig und freudig ist. Nur halt "drüber" und durch mein dann nicht so "Ooooohm"-Ruhigsein eben irritiert ist und sich nicht sicher geführt fühlt von mir.

    Ich muss vorallem auch an mir selber ganz fest arbeiten, damit ich diesen Kreislauf mit meinem sehr schnell auftauchenden "Es nervt mich"-Gefühl nicht forciere.

    Aber habe mir das jetzt wirklich fest vorgenommen. Werde dabei sicher auch eure Tipps mit einbeziehen.

    And when the time comes, remember that dogs never die. They are sleeping in your heart.

  • Mit Amiga kann ich ja ein Lied zu diesem Thema singen...was heisst ein Lied? Ich könnte ein Konzert geben 🙄😅

    Bei uns führte der Weg auch über die Nasenarbeit. Ich habe ja lange ZOS mit ihr gemacht. Ich habe sie jeweils ein paar kurze, knackige Suchlagen arbeiten lassen, dann das Suchobjekt versteckt, Amiga ein paar kurze Übungen oder Tricks machen lassen und zur Belohnung durfte sie sich in die Suche stürzen. Das alles habe ich immer mehr verlängert und iiiirrrgendwann wurde sie ruhiger. Das alles habe ich zuerst zu Hause geübt, dann nach draussen verlegt und erst als ich genug Vertrauen in meine Souveränität hatte, wieder in einer Gruppe geübt und am Schluss vor Zuschauer.

    Es war ein langer Weg bei uns aber wir sind beide daran gewachsen 😆

    • Offizieller Beitrag

    Jaaa, das kann an die Nerven gehen. River hätte die Ansätze dazu auch (überdrehen und hibbeln, eher nicht bellen erstaunlicherweise). Das erfordert echt ein bisschen Übung, Geduld und Fingerspitzengefühl.

    Überdreht er wegen dem Arbeiten generell, also auch unterwegs oder daheim wenn du arbeiten willst, oder wegen den anderen Hunden in der Gruppe, oder einfach wegen "fremder" ungewohnter Ort? Oder evtl. wegen Erwartungshaltung = Erregung? Oder Frust weil ihm nicht klar ist, was von ihm verlangt wird, er zu wenig Anleitung bekommt, die Übung nicht kann, Belohnung nicht schnell genug kommt?

    Bei Überdrehen wegen Arbeit würde ich schauen, dass du

    1. ruhige Übungen wählst - Nasenarbeit ist da natürlich super,

    2. das richtige Belohnungsintervall (zuviel - zu hohe Erwartungslage, zu wenig - Frust, Unsicherheit, was machen wir hier eigentlich) und Belohnungslevel wählst. River kriegt im NADAC zum Beispiel Futter als Belohnung, weil ein Spieli sie zu fest hochtätscht - auch externe Belohnungen wie ein verstecktes Irgendwas würden bei ihr eher zum Hibbeln statt zum sauberen Arbeiten führen.

    3. das Niveau der Übungen anpasst (je nachdem kleinschrittiger)

    4. die Trainingslänge richtig wählst, eine ganze Gruppenstunde ist da anfangs evtl. schon zuviel. Lieber kürzer, entspannt, positiv aufhören. Oder genug Pausen zwischen den Übungen. Wir machen in der Hundeschule oft zwischen Action-Übungen kleine Schnüffelsachen, auch wenns nur gestreute Gudis zusammensuchen ist - das holt wieder runter.

    Und 5. selber ruhig bleibst ;)

    Sind es die anderen Hunde, würde ich schauen, dass du genug Distanz machst, genug und richtig belohnst, und die Übungen im Schwierigkeitsgrad an seine in dem Moment mögliche Leistung anpasst. Evtl. hilft es da auch, früher schon da zu sein, den Platz abschnüffeln zu lassen, oder vorher einen etwas längeren Einlaufspaziergang zu machen.

    Zum Fokussieren auch zwischen anderen Übungen oder wenn er "überegheit" kannst du auch Übungen einsetzen, die aus dem Effeff sitzen, bei uns sind das zum Beispiel Obedience-Übungen (Unterordnung, aber bä, ich hasse das Wort). Auch das 10-Leckerli-Spiel kann helfen.

    Zum Thema Erwartungshaltung abbauen schreibe ich gar nichts, weil ich da selber grad kämpfe und ausser ignorieren und an dem Ort nichts mehr arbeiten keinen Tipp geben kann:D

    Bei River war das wahnsinnig spannend, als wir an einem neuen Ort ins Hoopers gingen. Draussen, andere Tageszeit, bester Buddy und ein Lieblingsmensch als Trainingskollege... und es ging gar nichts mehr, sie hibbelte nur noch rum, Hirn weg. Da habe ich auf andere Belohnungsforum, einfachere Übungseinheiten und bewusstere Pausen (kleine Schnüffeleien - Gudis suchen, Anzeige ein paar Mal geübt) gesetzt, ausserdem vorher ein grösseres Einlaufen mit kleinen Arbeitseinheiten (Fusslaufen, Schnüffelaufgaben) gemacht, ca. 20 Minuten. Mittlerweile hat sie sich an die neuen Umstände gewöhnt und braucht viel weniger Unterstützung. Das Einlaufen habe ich beibehalten, den Rest setze ich noch nach Bedarf ein, wenn sie einen Goldfischtag hat, wie gestern :D

    Auch Freeshaping daheim für Tricks war bei ihr im ersten Jahr unmöglich, sie ist völlig durchgedreht und hat alles abgespult aber sich null konzentriert und fiel dann in Frust (und ich erst). Das haben wir dann komplett pausiert. Mittlerweile haben wir es wieder aufgenommen und es geht super, das war bei ihr auch eine Alters- und Konzentrationsfrage.

    • Offizieller Beitrag

    Man muss aufpassen da nicht mit Frust ranzugehen. Wir Menschen neigen dazu dann zu sagen der Hund soll ruhig sein und immer mehr auszuhalten (was der Hund ja eben noch nicht kann). Das führt aber nur zu einer Frustspirale.

    Gute Tipps wie man das umgeht hab ich allerdings nicht direkt außer kurze, sehr positive Einheiten, wenig Frust wie möglich für den Hund und dann langsam vortasten.

  • Ich kann mich den vielen, tollen Inputs anschliessen und möchte noch in den Raum werfen die Struktur der Übungen anzuschauen. Es eignet sich oft ruhige und eher aktivierende Übungen abzuwechseln. Also zwischendurch immer wieder Pause mit etwas zu schlecken/kauen, schnüffeln lassen, gegebenenfalls konditionierter Entspannung, Ruhedecke, isometrischen Übungen oder einfach eine kurze Kuscheleinheit, wenn er das in dieser Situation annehmen kann. Es lohnt sich auch generell die Selbstregulierung, also das Hoch- und Runterfahren zu üben.

    Und nachdem ich in letzter Zeit so viele Hunde sehe, die bereits im Auto total gestresst sind und dann auf dem Platz quasi explodieren, auch auf kleine Vorboten achten und potentielle Stressoren in der Umgebung im Blick behalten, um ihn möglichst früh abzuholen und unterstützen zu können.

    Hast du das schon mal mit dem oder der Trainer*in vor Ort angeschaut? Die sieht ja die Problematik direkt und kennt auch beide, dann hat sie sicher konkrete Ansätze und kann euch hoffentlich helfen.:)

  • Ich habe gar noch nicht geantwortet hier, äxgüsi! Vielen lieben Dank für eure Inputs! :super:

    Also bei Puka ist es weder der Platz noch sind es die anderen Hunde, sondern wirklich die Übungen, bei denen er komplett überdreht. Und zwar sowohl bei solchen, die er gut beherrscht, als auch beim Erarbeiten von neuen Sachen. Alles, was Bewegung drin hat. Also "Ume", "Podest", "Teppich", Tunnel, Sprünge, "Ufruume"... alles, wo ich ihn irgendwo drauf oder durch oder drum herum oder etwas holen schicke oder er mit mir zusammen vorwärts geht während der Übung.

    Und das überall, im Garten, auf dem Spaziergang, in der Wohnung, auf dem Hundeplatz.

    Anne : Freeshaping ist ganz schlimm, ja, sozusagen nicht möglich. :D

    Ja, ich habe es mit der Trainerin angeschaut. Ich nutze jetzt ganz konsequent den Clicker zum Bestätigen und schaue da, dass ich wirklich, wirklich punktgenau bin - ihn quasi eher eine Millisekunde zu früh als zu spät bestätige. Es macht ihn glaubs sicherer und somit ruhiger. Und zwar nicht unbedingt sicherer, dass er checkt, was er soll (das weiss er ja bei gut Bekanntem durchaus), sondern vorallem sicherer in meiner Konstanz und "Emotionslosigkeit" durchs Clickern. Es ist halt neutral, ohne meine Genervtheit drin, die ich einfach nicht ganz wegdrücken kann, wenn ich verbal lobe. 8o Das klingt einfach nie gleich. Und er nimmt Stimmungen eh krass auf.

    Ich bestätige nun auch nochmals viel kleinschrittiger und auch klitzekleine Momente, wo er ruhig arbeitet, sich selber reguliert, ein Beller ausbleibt... werden geclickt.

    Dann breche ich auch mal ab, wenn er zu fest überdreht, rufe ihn ab, ganz ohne Getue, einfach kurz "Übung fertig", rausnehmen, ein paar Schritte gehen, ein Sitz, das Ruhigsein clickern... und nochmals einen Anlauf nehmen, sofort bestätigen, Ende.

    Ich muss ihn einfach möglichst oft möglichst sofort "einfangen", ganz schnell und ganz, ganz punktgenau sein. Er ist ein unglaublich schneller Hund, körperlich und "eifer-technisch".

    Sein Eifer ist grundsätzlich ja cool. Ich mag das auch, dass er eigentlich ja voll dabei ist und "möchte". Er ist einfach übereifrig und macht, bevor er denkt. Und dann gibts eben so Wischiwaschi, Übungen sind nicht wirklich sauber ausgeführt, weil er voreilig und schreiend einfach mal loslegt, sobald ich den Mund aufmache, die Körperhaltung verändere oder teils nur schon den Übungsgegenstand anschaue und er denkt "jetzt kommts", er wird laut, mich nervts sofort wieder... und die Klarheit geht uns total verloren.

    Mit dem Beschriebenen kommt aber langsam tatsächlich eeeetwas mehr Ruhe rein.

    Es braucht wohl einfach auch ganz viel Geduld und eine für Puka absolut verlässliche Kontinuität meinerseits.

    Sein Ding ist halt wirklich alles "Nasige". Wie er da arbeitet, beim jagdlichen Fährten, beim Dinge-Suchen... da arbeitet er sooooo schön ruhig. Mit Drive, das schon, aber so konzentriert, lautlos, zielstrebig, viel, viel mehr bei sich und bei mir. Richtig, richtig schön!

    Ich glaube, es liegt eben auch mir viel mehr, macht mir so viel Freude - ergo bin ich ruhig - ergo ist Puka ruhig.

    Darum mache ich jetzt und sowieso einfach viel Nasenarbeit mit ihm. Das ist voll "Unseres". :smile:

    Und am Rest bleiben wir dran, so gut es halt geht.

    And when the time comes, remember that dogs never die. They are sleeping in your heart.

  • Das erinnert mich aber sehr an Filou, ein zweiter Puka glaube ich fast.

    Wir waren ja auch in Hundesport mit ihm. Ein Nervensage pur und der beste Vertreter seiner Rasse (Appenzeller). Schlussendlich haben wir manche Uebungen nicht mehr machen können. Das Tunnel hatte er grade demoliert!:peinlich: Er war selten konzentriert und wir wussten nie so recht, wenn er mal ein Parcours ohne Zwischenfälle zu Ende brachte, ob das Zufall war oder, ob er das wirklich in Griff hatte.

    Aber seinerzeit (80-90 Jahre) war alles nicht so seriös wie heutzutage! Und Filou brachte glüklicherweise mehr Gelächter als Kopfschütteln!:S

  • Hihi... vielleicht möchte Puka ein Appenzeller sein. ^^

    And when the time comes, remember that dogs never die. They are sleeping in your heart.

    • Offizieller Beitrag

    Find's gut, hast du Strategien gefunden! :thumbup:
    Ich hab in für mich nervigen Situationen (Leinebeissen und Rupfen, wenn ich auf dem Spaziergang quatschen wollte) mit dem Clicker auch sehr sehr gute Erfahrungen gemacht, wegen emotionslosigkeit und weil ich ihr so quasi absolut minimal Beachtung schenken konnte. Find ich einen guten Ansatz.