Frustrationstoleranz - oder auch eben nicht

  • Hallooo zusammen :) Ich würde gerne mal etwas über das "Frust-System" bei Hunden sprechen, vielleicht sind hier ja auch welche, die sich da etwas auskennen? Über die Suchfunktion habe ich leider keinen Thread dazu gefunden.

    Meine Hündin ist ein Windhund - Deutsch Kurzhaar Mix und jetzt 13 Monate alt. Sie kam mit 4 Monaten aus Spanien zu einer Familie bei denen sie Narrenfreiheit hatte, sie durfte drinnen sowie draussen alles. Konnte mit jedem Hund spielen, durfte ihre Menschen zu anderen Hunden (und Katzen etc.) hinziehen und kannte eigentlich noch gar nichts, hat nicht mal auf ihren Namen gehört. Nach 4 Wochen gaben die Leute sie wegen Überforderung weg und sie kam zu mir. Ich habe ihr wohl anfangs Zuhause auch zu viele Freiheiten gelassen, gebe ich zu. So einen jungen Hund hatte ich noch nie und sie war eigentlich auch ganz lieb aber eben sehr aufgedreht und voller Energie. Auf andere Hunde hatte sie nie grossartig reagiert, sie hat geschaut aber mehr auch nicht. Hingelassen habe ich sie nie ausser zu meinem Ersthund und zwei befreundeten Hunden, mit denen sie sich gut versteht aber auch da nie an der kurzen Leine sondern an der Schleppi und mit Freigabe nach Sitz.

    Mit einsetzen der Pubertät (8 Monate) kickte dann der Frust und der kam wirklich sehr schnell, ich würde fast behaupten innert weniger Tage. Wenn sie die Hunde aus der Entfernung sieht, heult sie erst laut und durchdringend. Je mehr die Hunde in unsere Nähe kommen, desto lauter wird sie und wenn sie nur wenige Meter weg sind, geht sie in frustriertes Bellen über und springt in die Leine. Gleiches Spiel wenn sie aus dem Auto heraus Hunde sieht. Bei Begegnungen mit Katzen, Eichhörnchen uä. geht das gleiche Theater ab.

    Seit letztem Wochenende mache ich "Gewöhnungsausflüge" in ein befreundetes Tierheim. Ich setze mich mit ihr auf die Bank und wir schauen den Hunden im Auslauf zu. Sie soll schauen und aushalten, dass andere Hunde (nicht für sie) existieren. Das klappt auch sehr gut, sie ist dabei sehr schnell ruhig, lässt sich sogar anbellen ohne zurückzugeben und legt sich auf meine Anweisung auch hin. Direkten Kontakt hat sie auch dort nie, wir sitzen ca 2 Meter vom Zaun entfernt. Das machen wir allerhöchstens eine Stunde lang, danach werden die TH-Hunde wieder versorgt und sie darf sich alleine mit mir auf einer Wiese noch kurz austoben, dann Nachhause, schlafen und verarbeiten. Das möchte ich auch die nächsten Wochenenden so wiederholen.

    Am 14. Mai fängt dann in der neuen Hundeschule die Gruppenstunde an, die wird den ganzen Sommer über gehen, insgesamt 10 Praxislektionen. Ich erhoffe mir von der Gruppenstunde viel, habe aber trotzdem Angst, dass sie auch die Gruppe als künstliche Umgebung wahrnimmt und der Frust im Alltag dann bleibt..

    Kennt sich hier jemand gut mit Frust aus, vielleicht auch aus eigener Erfahrung? Mache ich das mit den Gewöhnungsausflügen richtig, kann ich ihr irgendwie noch helfen, besser damit umzugehen? Wenn ein Hund im TH sie mal anbellt, stelle ich mich vor sie, quasi als Schutzschild. Im Alltag meide ich aktuell Hundebegegnungen, was natürlich auch nicht immer möglich ist.

    Ich denke, sie muss ja lernen mit diesem Frust umzugehen und dazu muss sie mit dem Frustauslöser auch konfrontiert werden. Damit ich die Situationen aber handeln und steuern kann, habe ich mir das mit den Gewöhnungsausflügen ins Tierheim überlegt.

    Wir machen auf den Spaziergängen auch mal Ruheübungen und Zuhause auf Anraten der neuen Trainerin seit 3 Wochen viel Deckentraining. Sie soll sich eigentlich immer an einem Ort aufhalten, den ich ihr zuweise (Also grösstenteils in ihrem Bett im Wohnzimmer).

    Lange Rede, kurzer Sinn, über ein paar Inputs, Anregungen oder Änderungsvorschläge zum Thema Frust freue ich mich :saint:

  • Ich denke, so aus der Entfernung ohne den Hund zu sehen ist das schwer etwas zu sagen. Das einzige wozu ich dir etwas sagen kann ist das Aussitzen von Wild im Wildpark oder Hunden hinter dem Zaun vom Tierheim. Ich halte ja selber Windhunde und für die ist es mehr als typisch, dass man solche Situationen problemlos meistert. Es heisst aber null und nichts wie es sonst aussieht, im Alltag, ohne Zaun... dasselbe mit Katzen: meine lebten immer mit Katzen und sogar mit freilaufenden Kaninchen. Dass Katzen deshalb nicht gejagt würden, kann ich nicht behaupten bzw. mein Whippet tut es nicht und die eine der verstorbenen Barsoihündinnen liess ich abrufen aber das hat mit dem insgesamt gering ausgeprägten Jagdtrieb zu tun und nicht weil sie Katzen kennen.

    Hier kommt das Wild an den Zaun. Mein Barsoi guckt seelenruhig zu.. Dies seit er Welpe ist. Zaun weg und der Hund wär's auch. Wenn dein Hund aber schon in solchen Situationen reagiert, ist es sicher ein guter Anfang, denke ich. Einen Ansatz im Alltag kann ich dir nicht geben, dazu muss man den Hund sehen, denke ich. Ist es wirklich Frust weil er nicht hinkann, reagiert er nur auf rennende Hunde (wär typisch für einen Windi), ist es Angst, Aggression...

    Ich glaube, mit Gucken alleine dort im TH würdest du das Problem nicht lösen können. Auch Hupla unterscheiden meine Hunde vom Alltag. Tun vermutlich die meisten Hunde, weil dort Arbeitssituation mit dem Besi ist.

    herzliche grüsse conny und kalani mit nastassja, jendayi und dawn im herzen

  • Migo hatte das ja auch lange, dass er zu jedem Hund hin möchte (immernoch, aber mitlerweile meistens ohne bellen und jammern)

    Man merkt auch auf dem Spazi ob er schon Kontakt hatte oder nicht, denn wenn er schon Kontakt zu einem anderen Hund haben durfte, ist er bei den weiteren Begegnungen entspannter.

    Da er sehr gerne Kontakt hat, versuche ich ihm den auch regelmässig zu ermöglichen, da er dann eben auch entspannter sein kann.

    Wir gingen/gehen ab und zu auf eine Hundewiese aber extra in ein Gebiet laufen wo sehr viele Hunde unterwegs sind, ging ich nicht, dass hätte ihn in der Situation (an der Leine) überfordert, er hätte den "Kopf verloren".

    Mit dem reifer werden und mit immer mal wieder Begegnungen (schon fast Dosiert) kann er sich nun besser zusammennehmen.

    Mag denn deine Hündin fremde Hunde zum rennen? Oder lässt du sie extra zu keinen Hunden hin?

    Weil Migo bellte und heulte auch, aber weil er "umzvercken" hin wollte und nicht konnte/durfte...

  • Das Zuschauen im Tierheim soll nur mal eine anfängliche Gewöhnung sein. Nach dem Gruppenkurs den Sommer über will ich mit ihr auch an den Socialwalks der Hundeschule teilnehmen, da gibt es dann auch kontrollierten Kontakt unter Anleitung. Fremdhundekontakt auf Spaziergängen ist und bleibt für mich ein No go, ua. auch weil mein älterer Rüde das nicht mag. Agression oder Angst ist es definitiv nicht, sie will einfach hin, mitrennen und Action haben, so hat sie es eben als kleiner Wurm gelernt ^^ "Agressiv" wird sie erst, wenn die Frustsituation zu lange andauert, dann wird das Bellen irgendwann wütender. Sie reagiert aber immer so, unabhängig von der Dynamik der anderen Hunde. Vor der Pubertät waren wir mit ihr auch im Wildpark, die Rehe dort haben sie null interessiert aber da hatte sie auch noch nicht mal dieses Interesse an anderen Hunden..

    Katzen habe ich selber auch, anfangs rannte sie hinterher wenn die getobt haben. Ich hatte sie da machen lassen und dachte, die Katzen wehren sich schon.. Haben sie auch, hat sie aber nicht interessiert ^^ Erst als ich angefangen hab, ihr das hinterrennen bzw überhaupt Kontakt zu den Katzen aufzunehmen zu verbieten wurde das besser und heute ist es kein Problem. Nur mit fremden Katzen noch :rolleyes:

    • Offizieller Beitrag

    Grundsätzlich würde ich mal unterscheiden zwischen Frusttoleranz und Impulskontrolle.

    Frusttoleranz ist, dass sie Frust aushalten kann, ohne, dass es sie sehr stresst - die kann geübt werden, dass sie besser wird, ist mMn aber bis zu einem gewissen Grad auch je nach Hund einfach gegeben. Impulskontrolle ist, zu lernen, nicht ihrem ersten Reaktionsimpuls (nachrennen bei Wild, hinrennen zu Hunden, bellen bei Frust etc.) nachzugeben. Dafür hilft es, eine alternative Strategie zu haben - die muss gelernt, sprich: beigebracht und geübt werden, und da ist halt die Frage,was und wie / mit welchen Methoden du ihr das beibringst. Ich denke ausserdem vom Schiff aus auch, dass das Auslösen bei Hunden nicht das gleiche ist wie bei Katzen, Eichhörnchen etc. Bei Ersterem würde ich eher von Frust sprechen (sie will hin, darf aber nicht), bei zweiterem von Impulskontrolle (grad bei einem Mix aus Jagdhund und Sichtjäger). Frusttoleranz und Impulskontrolle sind oft nah beieinander und in vielen Situationen spielt beides rein, aber sie sind nicht genau das Gleiche.

    Für mich stellt sich ausserdem die ganz grosse Frage: Was machst du? In der Situation selbst? Wenn sie auslöst? Wie reagierst du darauf? Ich denke, dass das den grösseren Einfluss hat, als die extra gesuchten Trainings-Sessions. Ich würde hier wohl mit genug Distanz, Belohnung für erwünschtes Verhalten, wahrscheinlich Click für Blick arbeiten und in der unvermeidbaren Situation, wo keine akzeptable Distanz gemacht werden kann, mit Management, dass sie sich nicht reinsteigern muss (zum Beispiel LeParfait nuckelnd dran vorbeiführen). Lieber kein Verhalten trainiert als das doofe Verhalten weiter verstärkt.

    Die Übung beim Tierheim kann okay sein, oder auch nicht, das ist schwierig zu sagen. Wie gut bist du darin, Calming Signals / Beschwichtigungssignale und Übersprungshandlungen bei Stress zu lesen? Grundsätzlich cool, dass sie ruhig bleiben kann - wenn sie denn auch wirklich innerlich ruhig ist. Ich würde die Übung aber definitiv viel kürzer als eine Stunde gestalten. Für mich wäre da nach höchsten 10 Minuten Schluss, ich würde immer wieder belohnen (was du vielleicht auch eh tust?), im Positiven weggehen und was Tolles mit ihr machen. Es kann nämlich auch sein, dass sie sich da wunderbar eine Stunde zurücknimmt, riesige Impulskontrolle also ausübt, dafür nicht belohnt wird / kein Feedback erhält, dann völlig fertig ist und dadurch eher mehr Frust aufbaut. Deshalb eben für mich die wichtigste Frage, was du denn in der Situation selbst machst. Trainingssituationen würde ich deshalb eher kurz und produktiv gestalten, also so, dass sie den Hund zwar etwas fordern, aber nicht überfordern.

    Ausserdem möchte ich anmerken, dass ich für die Tierheimhunde etwas blöd finde, wenn die sie offenbar teilweise anbellen müssen - das ist bei ihnen ja auch in irgendeiner Form Frust / Stress, und die lernen dabei auch nichts Tolles ;) Da würde ich definitiv mehr Distanz machen. Da halte ich die Social Walks für die viel bessere, alltagsnähere Trainingsmöglichkeit.

    Beides, Impulskontrolle und Frusttoleranz, lässt sich übrigens auch mit Übungen ohne den spezifischen Stressor steigern. Zum Beispiel damit, dass sie vorm Napf warten muss, ein Spieli/Futterbeutel fliegt und sie erst auf Geheiss hinterher darf, sie das Gudi aus der Hand erst kriegt, wenn sie sich zurücknimmt etc. Das sind kleine, spielerische Übungen, die helfen können, sowas aufzubauen, ganz abseits von der stressigen Situation selbst. Wichtig ist nur immer, sowas in dem Rahmen zu machen, in dem der Hund das auch leisten kann, und das erwünschte Verhalten zu belohnen, damit er es als Alternative einzusetzen lernt.


    Sorry, noch ein Nachsatz, als ob mein Beitrag nicht eh schon viel zu lang wäre :D ist mir jetzt erst beim drüber Nachdenken noch eingefallen: Vielleicht geht es auch weniger darum, dass sie bei Hundesichtung in dem Sinne bessere Frusttoleranz kriegt, sondern, dass die Situation an sich weniger frustig wird? Also nicht die Toleranz steigern, sondern den Frust senken?

    Ich hab mir nur mal überlegt, wie ich mit River von klein an bei Hundesichtungen trainiert hab. Sie hat hingeschaut, es gab bei mir was (meist zwei, drei fliegende Gudis), ich hab sie ganz kleinschrittig fürs ruhige Kreuzen belohnt (mit dem Clicker, anfangs wirklich fürs Kreuzen auf 3 m so 10, 12x Click+Gudi), und hinterher gabs sehr bald wieder was Spannendes bei / von / mit mir, gerne mit grösserer Bewegung. Also einerseits erwünschtes Verhalten belohnt, andererseits darauf geachtet, was Cooles zu bieten, so dass die Hunde nicht bedeuten mäh, zusammennehmen und dann gibt's doch keinen Spass, sondern: Ja okay ich nehm mich zusammen, aber mein Mensch ist auch cool.

    Wobei ich mit River natürlich auch eine ganz andere Rassedisposition habe. Für sie hat Rumrennen mit Hunden zwar einen sehr hohen Stellenwert, aber die Arbeit / das Spiel mit mir ist immer höher gewichtet.

  • Daaanke für die Antwort! Also über Frustrationstoleranz und Impulskontrolle weiss ich, dass Frustrationstoleranz dann zum Zug kommt, wenn sie etwas garnicht haben darf also zb zu einem Fremdhund hin. Impulskontrolle = sich ruhig zurücknehmen bis sie es dann bekommt bzw die Freigabe kommt. Ich habe ausserdem gehört, dass man Impulskontrolle nicht zb mit Futter aufbauen und dann erwarten kann, dass sie es zb bei einsetzendem "Jagdwunsch" auch anwenden könnte... Impulskontrolle kann sie schon relativ gut wenn es um Spielzeug oder Futter geht, ich kann zb (ohne was zu sagen) einen Stock werfen wenn sie neben mir sitzt und sie wartet bis ich sie freigebe. Auch kann ich sie absetzen, davonrennen, neben ihr durchrennen, den Hampelmann machen, sie bleibt sitzen. Beim Futter dasselbe, wenn mir ein Keks runterfällt schnappt sie sich den nicht bevor ich sie nicht freigebe. Aber das habe ich alles bewusst aufgebaut mit Korrektur (stimmlich oder auf die Leine treten wenn sie loswill). Auch vor dem Napf warten bevor sie fressen darf, bei offenem Kofferraum warten bis sie aussteigen darf, warten und mich anschauen bevor sie zur Tür raus darf, das machen wir alles schon..

    Bei den Calmingsignals sowie Stresssignalen kann ich das Stress-hecheln, schütteln, Lefzen lecken, Kopf abwenden etc. schon gut lesen, das kenne ich von meinem unsicheren Chihuahua der diese zum Teil nur sehr leicht zeigt und man wirklich genau hinschauen und wahrnehmen muss.

    Sie hat Stress bzw eher Unsicherheit gezeigt als der eine Hund sie angebellt hat, da habe ich mich dann schützend vor ihr positioniert und dann wars auch wieder besser. Die Hunde im Tierheim sind übrigens grösstenteils Ferien- oder Tageshunde aber die meisten schlecht erzogen. Zu bellen gibt es da eh immer viel, ob jetzt ein Hund mehr daneben sitzt macht dann auch nicht mehr viel aus ^^ Wir sind es langsam angegangen, erst waren nur zwei Hunde auf der Wiese, die andere Hunde gar nicht beachten, die durfte sie sich als erstes anschauen. Sie hat erst gewinselt und gejault aber als sie gemerkt hat, dass es bei denen gar nichts zu holen gibt, hat sie sich mir zugewendet, wir haben ganz kurz gespielt und sitz/platz/bleib gemacht. Danach kamen dann Schritt für Schritt mehr Hunde in den Auslauf und wir sind ruhig daneben gesessen und sie hat sich auch mal von selber mir zugewendet. Das war die erste "Session". Am Samstag gehen wir wieder hin und ich habe vor, auf einer anderen, freien Auslaufwiese mit ihr mal ein paar Tricks zu üben, während die TH-Hunde auf ihrer Wiese am toben sind.

    Klick (bzw Keks) für Blick habe ich zu Beginn mit ihr gemacht, zumindest angefangen. Zwischenzeitlich ist sie aber sobald sie einen Hund sieht schon in ihrem Tunnel drin, dass sie auch bei grosser Distanz nur noch schlecht ansprechbar ist, Futter interessiert sie da nicht mehr, mit Futter dran vorbeilocken kann ich bei ihr leider komplett vergessen, die anderen Hunde (oder auch die potentielle Beute) haben in dem Moment den höchsten Stellenwert.

    Die Situation an sich weniger frustig zu machen klingt nach dem erwünschten Endergebnis aber ich weiss nicht, wie wir dahin kommen ^^ Ich kann ja nicht steuern, wieviel Frust sie entwickelt, der kommt ja von selber.. Ich denke, jedesmal wenns anfängt, frustig zu werden (also schon wenn ein Hund erscheint) aus der Situation rauszugehen wäre auch nicht gut, da sie dann den Frust ja trotzdem quasi mitnimmt und vielleicht noch mehr gefrustet wird weil wir abgebrochen und uns von dem Hund entfernt haben. Es wird oft auch schlimmer, wenn andere Hunde sich entfernen oder wir im Auto an einem vorbeifahren und der dann eben schnell weiter weg ist, da wird sie dann immer lauter beim heulen..

    Mein erster Ansatz bei so einem Problem wäre auch, mit Futter zu arbeiten, wenn auch nur als Notlösung. Aber es interessiert sie in dem Moment schlichtweg zu wenig..

  • Ganz super geschrieben Anne 👍

    Beim Click für Blick habe ich eine Frage Nala1617 : welchen Blick clickst du? Den Blick zu dir oder den zum anderen Hund?

    Wichtig ist, dass du den Blick zum anderen Hund clickst (machst du ev. eh schon...). Wenn sie aber dermassen in einem Tunnel drin ist und der Click gar nicht zu ihr durchdringt, solltest du den Click für Blick erst mit einem für deinen Hund weniger spannenden Objekt aufbauen. Egal womit...den Blick zu einem Stuhl, den du mitten ins Zimmer stellst, zum Beispiel. Das übst du dann so lange bis der Click auf sie wie eine Fernsteuerung wirkt.

    Wenn das sitzt, kannst du mal mit etwas Interessanterem weiter machen. Bis hin zu einem anderen Hund. Beim ersten Blick zum Hund sofort click und wenn sie den Blick nicht vom Hund lösen kann, einfach cool bleiben, weiter clicken und dazu unterstützend stimmlich loben. Nicht "nein" sagen und sie versuchen abzubrechen, auch nicht zu dir rufen. Einfach clicken, loben und sie mit der Leine fixieren. Wenn sie sich dann dir zuwendet, grosse Party und ganz hochwertig belohnen. Am besten eben mit Le Parfait oder Futtertube, damit sie nuckeln kann. Das beruhigt sie.

    Aber das an anderen Hunden zu üben, würde ich in eurem Fall erst machen, wenn der Click für Blick gut aufgebaut ist und der Click für sie eine grosse Bedeutung hat.

    Ich kann nicht so gut schreiben, ich hoffe man versteht wie ich es meine...

  • Distanz wäre meine Wahl. Mit Yorik hatte ich dieses Thema ja auch ganz stark, er wurde komplett hysterisch mit Frustgebell und -geschrei bei Hundesichtungen. Futter? Nicht in dem Moment ....

    Ich hab einerseits dann an sozialen Lernspaziergängen teilgenommen, 1 Jahr lang alle 3 Wochen, davor 2 Einzelstunden bei der Trainerin. Im Alltag - und das ist das Wichtigste dabei - hab ich mir Strecken ausgesucht, wo zwar Hundesichtungen möglich sind, ich aber natürlicherweise viel Distanz habe. Es gibt bei uns einen Weg, daneben einen Kanal, dann ein Bord und oben ist der Thurdamm. Ich bin also konsequent diesen kleinen Weg gelaufen und hatte so genügend Distanz zu den Hunden auf dem Thurdamm, so dass Yorik sich auch mit Futter belohnen liess. Sobald er hochfahren wollte, hinsetzen und füttern für Kontaktaufnahme zu mir, das hat er sehr schnell gelernt. Mit der Zeit war auch Bewegung möglich, anfangs noch gar nicht.

    Mit Taro baue ich das wieder genau gleich auf. Er würde auch sehr gerne hochfahren, steht dann gerne gleich auf die Hinterbeine. Ich hab gemerkt, dass vorbei führen (noch) schwierig ist, also hinsetzen - schön füttern. Klappt tiptop.

    Versuche für den Hund Situationen zu schaffen, die er schaffen kann. Distanzen, bei denen er nicht auslösen muss. Das bedingt anfangs halt etwas Überlegung bei der Wahl der Spaziergebiete, aber das lohnt sich. Und klar, irgendwann kommt eine Begegnung, der man nicht ausweichen kann. Hat der Hund aber das Management mit der Futtertube begriffen, dann führst du ihn einfach daran nuckelnd vorbei. Falls Futter nicht so einen hohen Stellenwert hat, kann das wahlweise natürlich auch ein Spielzeug sein, dass er tragen darf, falls das besser funzt.

    Und, was ich bei Taro nun gut merke, weniger ist mehr! Man kann sowohl Frustrationstoleranz sowie Impulskontrolle sehr gut bei vielen kleinen Gelegenheiten im Alltag üben. Eigentlich braucht der junge Hund das eine oder andere ja ständig. So nehme ich jede winzige Gelegenheit als Übung und baue so nicht extra Trainingseinheiten auf, die womöglich viel zu lange dauern. Für Taro bringt das viel mehr, als wenn man ihn lange in Trainingssequenzen hält, die ihn schlussendlich viel mehr stressen, wenn auch nicht gezeigt durch hochfahren, aber im sonstigen Verhalten.

  • perrolina Ich weiss nicht ob ich das vielleicht falsch gemacht habe. Ich wollte nicht, dass Hunde noch besonderer für sie werden, deswegen habe ich es bei jedem Reiz angewendet also auch bei Fussgängern etc. Wenn sie hingeschaut hat, habe ich "luege" gesagt und ihr direkt einen Keks gegeben. Das hat sie relativ schnell begriffen, bei nicht so spannenden Reizen wie Menschen ohne Hunde hat sie dann schnell angefangen zu mir zu schauen, sobald jemand in unserem Blickfeld aufgetaucht ist. Bei Hunden hat sie das noch nicht selbständig gezeigt, auf mein "Luege" hin kam der Blick aber dann auch. Wenn sie wieder zum Hund geschaut hat, gab es wieder ein "Luege" + Keks usw. aber ab einem gewissen Punkt war der Hund dann doch interessanter, sie wollte hin, Frust setzte ein und dann ging es wieder los. Das war noch Anfangs Jahr, dann bin ich an so einen Dominanztrainer geraten der mir jegliche positive Bestärkung und Dummytraining "verboten" hat und ab da waren wir wieder bei Punkt null.

    Ich werde es aber auf jeden Fall nochmal angehen, mit Clicker so wie du es beschreibst! :)

    Claudia Okay das mit der Distanz werde ich mir zu Herzen nehmen. Ich weiss schon, wo wir hinkönnen, da kann ich sogar mit dem Auto hin und muss nicht durch unser enges Quartier gehen ^^ Mit Futtertube muss ich mal schauen, ob ich was Allergiekompatibles finde. Zur Not püriere ich das Barf und quetsch es in eine leere Tube rein, davon habe ich schon gelesen.

  • Ich habe mal noch eine Frage zum Vorstehen. Sie hat das All-inclusive Jagdhundpaket abbekommen und somit auch das Vorstehen vom Deutsch Kurzhaar. Das dient ja dazu, dem Jäger Wild anzuzeigen also eigentlich Impulskontrolle vom Feinsten. Da sie es eh schon mitbringt und immer wieder zeigt, würde ich mir das zwecks Jagdtrieb gerne zu nutzen machen, um sie davon abhalten zu können, kopflos davonzustürmen, wenn was in der Luft liegt (oder im Auge 8)).

    Kennt sich da jemand aus? Wie baue ich das am besten auf? Auch mit Clicker, quasi Click für Vorstehen? Üben mit der Reizangel oder beim Dummytraining oder so?

    • Offizieller Beitrag

    Genau so arbeitet Pia Gröning im Antijagdtraining (falls das noch so ist, hab mich zuletzt vor ca. 10 Jahren damit auseinandergesetzt), evtl. helfen dir ihre Bücher oder anderes, was es von ihr mittlerweile vllt gibt, da weiter.

  • Claudia Okay das mit der Distanz werde ich mir zu Herzen nehmen. Ich weiss schon, wo wir hinkönnen, da kann ich sogar mit dem Auto hin und muss nicht durch unser enges Quartier gehen ^^ Mit Futtertube muss ich mal schauen, ob ich was Allergiekompatibles finde. Zur Not püriere ich das Barf und quetsch es in eine leere Tube rein, davon habe ich schon gelesen.

    Zu empfehlen zum befüllen sind diese Dinger aus dem Kleinkinderbedarf: Squeasy Snacker .... Einfach das rote Innenteil rausnehmen, dann gehts auch für breiige Konsistenzen. Allerdings sind die Teile irgendwie überall ausverkauft, wahrscheinlich von den Hundehaltern :D. Falls du eine brauchst, hätte ich noch eine zu verkaufen (neu und originalverpackt), hab in meiner Begeisterung zuviel bestellt.

    • Offizieller Beitrag

    Beide Segmente Impulskontrolle und Frustrationstoleranz sind endlich und brauchen je nach Erfahrung vom Hund viel Regenerationszeit.

    Da würde ich darauf achten, dass du neben den Training auch einen Ausgleich schaffen kannst, wo dein Hund seine Batterien aufladen kann und das ist sehr selten Spiel oder Übungen. Auch wenn es dem Hund spass macht, so bestimmst du weiterhin die Regeln und der Hund nimmt sich in gewissen Rahmen zurück. Als Auflockerung für zwischendurch eine gute Möglichkeit den Kopf "zu Lüften" aber weniger um Ressourcen aufzufüllen.

  • Ich habe mal noch eine Frage zum Vorstehen. Sie hat das All-inclusive Jagdhundpaket abbekommen und somit auch das Vorstehen vom Deutsch Kurzhaar. Das dient ja dazu, dem Jäger Wild anzuzeigen also eigentlich Impulskontrolle vom Feinsten. Da sie es eh schon mitbringt und immer wieder zeigt, würde ich mir das zwecks Jagdtrieb gerne zu nutzen machen, um sie davon abhalten zu können, kopflos davonzustürmen, wenn was in der Luft liegt (oder im Auge 8)).

    Kennt sich da jemand aus? Wie baue ich das am besten auf? Auch mit Clicker, quasi Click für Vorstehen? Üben mit der Reizangel oder beim Dummytraining oder so?

    Meine Jüngste zeigt mir Wild und Katzen sehr zuverlässig an der gucken. Ich sage dann "Numero lüge" und sie setzt sich ihn (manchmal auch schon von ganz alleine) und da bleibt sie dann auch, selbst wenn das Wild wegrennt (oder die Katze) - natürlich durch Schlepp gesichert. Unser Problem ist momentan noch das dann weiter gehen. Da sie "auslöst" sobald wir weiter laufen wollen, auch wenn das Wild schon längst weg ist. Die 2 Grossen kann ich abrufen wenn sie das Wild / Katze sehen und sie dürfen zur Belohnung ein Leckeren jagen, beim Zwerg momentan noch keine Chance, aber ich bin schon mal froh hat sie dieses "sitzen und gucken" schon gut drauf.

    Mit den Hundekontakt, wäre es ev auch mal eine gute Idee bewusst Leute für einen Leinenspaziergang zu treffen. Man kann dann ne weile neben- oder hintereinander laufen und wenn man möchte und die Voraussetzungen stimmen (Hunde mögen sich, Umgebung) immer noch zwischendurch oder am Schluss zusammen kurz ohne Leine laufen lassen.

  • Magi Danke für deinen Input :) Ich gebe mir immer viel Mühe, einen gewissen Ausgleich hinzubringen. Also zb. nach Ruheübungen darf sie danach je nach Intensität kurz etwas laufen und schnuppern um den Kopf auszulüften, nach Dummytraining oder längeren Spaziergängen hat sie sowieso mind. 2 Stunden Bettli-Pflicht, nach anstrengenden Hundesichtungen lasse ich sie auch mal 3-4 Stunden im Bettli, diese braucht und nutzt sie dann auch.

    Da ist sie auch wirklich wie ein kleines Kind was aufdreht wenn es übermüdet ist, nach langen Spaziergängen (also wir reden hier "nur" von 1 Stunde) würde sie Zuhause am liebsten nochmal richtig abgehen, nach 2-3 Minuten im Bettli liegt sie dann aber platt da und schläft tief ^^


    Die 2 Grossen kann ich abrufen wenn sie das Wild / Katze sehen und sie dürfen zur Belohnung ein Leckeren jagen

    Ein Träumchen :love:

    Wie hast du bei deiner das Anzeigen von Wild aufgebaut?


    Leinenspaziergänge mit anderen haben wir auch schon gemacht. Ich kenne leider nicht viele Leute und noch weniger mit Hunden, einmal habe ich mich aber mit jemandem getroffen, die einen Hund im gleichen Alter hat.

    Wenn wir mit jemand anderem unterwegs sind, dann eigentlich immer nur mit ihren beiden Hundefreunden die sie schon kennt, auch da sind zuerst alle an der Leine und niemand geht zum anderen hin, nach einer kurzen Zeit dürfen sie dann nach Freigabe laufen und sich begrüssen, was aber auch immer ziemlich unspektakulär abläuft, man kennt sich ja schon.

    • Offizieller Beitrag

    Vorstehen zu generalisieren muss man etwas den Hund anschauen was am besten geht. Wenn sie jetzt schon leichte Zeichen von Vorstehen hat ohne Wild direkt zu sehen. Ging es bei meiner am einfachsten mit leisem loben, "feeeein" "braaav" und BEVOR der Hund auslösen möchte, kommt das "Jackpot" Signal. Also viel hochwertigere Ankündigung als Clicker/Marker. Bei mir war es eben "Jackpot" und dann flog der Felldummy und es gab bei mir Halligalli.

    Wenn du einen Hund hast der dabei gut futter nehmen kann und weiterhin verharrt, geht auch bei brav/fein direkt vorne kleine weiche Kekse zu füttern und das verharren mit - falls sie es mag - laaaaangsamen ausstreichen über den Rücken zu bestätigen. Aber meine kam bei Futter aus der Konzentration und streicheln findet sie unnötig.

    Wichtig ist, dass danach eine Auflösung kommt und eine gute Alternative.

    Danach kommt der Schritt vom Vorstehen benennen und mit einem Signal verknüpfen. Funktioniert dies gut und zuverlässig, schleicht man die Belohnung raus und bringt noch mehr ruhe in das ganze.

  • Ich muss aber dazu sagen, dass meine Hunde im Wald (und an Orten mit Katzen) die Schlepp dran lasse, denn zu 100% wäre ich nicht sicher, dass es immer klappt.

    Meine Hunde kennen das Kommando „nur luege“, hab ich zum Beispiel bei Katzen/Pferden/Schafen etc immer schon gebraucht und belohnt. Dann hab ich das Kommando bei der Kleinen angefangen zu brauchen, wenn sie in den Wald gestarrt hat (und waren dann immer Rehe 😉) oder eben Wild bei uns vorbei gerannt ist. Sitzen fällt ihr in dem Moment einfacher, als „nur“ stehen zu bleiben.