Kastration / Sterilisation

  • Hallo :)

    Ich habe mir über Flatcoated und Toller (unsere beiden Favoriten-Rassen) je ein Buch gekauft und bin diese nun am Durchlesen... angefangen beim Buch über den Flatcoated Retriver.

    Im Kapitel Rüde oder Hündin steht zur Sterilisation der Hündin "... Als Nebenwirkung muss man wissen, dass Hündinnen inkontinent [...] werden können." und beim Rüden "Was nun den Rüden betrifft - ein Kastrat ist weder Fisch noch Vogel. [...] er wird höchstens Selbstsicherheit einbüssen, da er von den anderen Rüden, wie auch von den Hündinnen nicht mehr ernstgenommen wird.".

    "Daher raten wir, dies [das Kastrieren] wenn möglich zu unterlassen" (R. Wild & Y. Jaussi, Flatcoated Retriver, 2013, Seite 57).

    Eine sehr interessante Ansicht, ich muss gestehen, für mich war irgendwie klar, dass ein Weibchen sterilisiert, bzw. ein Rüde kastriert wird, sobald der Hund "reif" ist (sprich beim Weibchen 2-3 Zyklen hatte ect). Ich kenne das Thema jedoch bisher nur beim Pferd, da ist klar, wenn es kein Zuchthengst wird, dann kastrieren... wie sehr ihr das beim Hund? Was waren eure Überlegungen? Habt ihr eure "Welpen" kastriert / sterilisiert? Was war der Gedanke dahinter und wie die Auswirkung?

    Mein früherer Pflegehund (Tollerweibchen) wie auch der Nachbarshund, mit der ich diverse Hundekurse absolvierte (Hovawartweibchen) waren beide sterilisiert... zudem soll gesagt sein, dass ich definitiv NICHT züchten möchte und dies lieber den erfahrenen Hündelern bzw. ausgebildeten Züchtern überlasse ;)

    • Offizieller Beitrag

    Meine frühere Hündin war frühkastriert, das war vertraglich so festgehalten, weil sie einen Genfehler hatte und die Züchterin 100 % verhindern wollte, dass es Junge gibt. Ich würds nicht mehr tun und seither hat sich viiiiiiiel getan ;) Der aktuell weit verbreitete Stand ist eigentlich, die Hunde wenn möglich intakt zu lassen, auf jeden Fall aber mit der Kastration / Sterilisation zu warten bis sie wirklich "ausgereift sind" (Hündin sicher 2-3 Läufigkeiten). Früher hiess es halt auch noch, dass man gewissen Krebsarten mit der Kastration vorbeugen könne. Das gilt aber meines Wissen bei Hündinnen nur vor der ersten oder spätestens nach der ersten Läufigkeit, und wurde generell etwas revidiert. (Also klar, bei Komplettausräumung - wo keine Gebärmutter ist, kann kein Gebärmutterkrebs entstehen.)

    Mairin (die vorherige Hündin) hatte zwar keine Probleme mit Inkontinenz und zeigte auch keine speziellen Verhaltensauffälligkeiten oder ewiges "Welpenverhalten", das man (früh-)kastrierten teilweise nachsagt, sie war aber schon tendenziell eher eine unsichere Hündin und sie bekam auf jeden Fall ein ganz, ganz schreckliches Fell X/ wodurch die Fellpflege unmöglich wurde. Ich hab sie dann mit 10 endlich mal abgeschoren - hätte ich VIEL FRÜHER tun sollen, hab mir leider immer dreinreden lassen :rolleyes:

    River ist nicht kastriert und so soll es wenn möglich auch bleiben. Sie war grade zum zweiten Mal läufig, und ich erlebe die Entwicklungsschübe, die sie damit macht, grad recht stark. Sie hat durch die zweite Läufigkeit einfach nochmal Souveränität, irgendwie noch mehr "Boden unter den Füssen" bekommen. Die Läufigkeiten selbst waren bei ihr jetzt aber auch total undramatisch, sie hat sich gut selber geputzt, sich kaum anders verhalten, hat immer noch sehr gut gehört und hat sich auch nicht übertrieben irgendwelchen Rüden angeboten.

    Ich würde heute nur noch bei gesundheitlichen Problemen kastrieren / sterilisieren, oder falls ein Hund sehr unter seinen Hormonen leidet, zB eine Hündin massivste Scheinträchtigkeit durchmacht, Milchleistenentzündungen kriegt etc. oder ein Rüde ständig oversexed ist (wobei man das bei jungen Rüden meiner Meinung nach auch einfach etwas aushalten muss, bis sich die Hormone einpendeln - und das kann halt bis 2, 3jährig dauern, wie bei der Hündin die Reife mit mehreren Läufigkeiten ja auch).

    Anders als zB bei Katzen (wo ich bei Freigängern absolut für eine Kastrationspflicht bin) oder streunenden Hunden (auch da bin ich 100 % für die Kastrationsprogramme von Susy Utzinger und Co.) können wir unsere Haushunde ja kontrollieren, an der Leine behalten, und so verhindern, dass es unerwünschten Nachwuchs gibt.

  • Das würde ich genauso wie Anne schreibt unterschreiben. Die Sexualhormone (Testeron, Östrogen) beeinflussen ja nicht nur das Sexualverhalten sondern auch viele andere Entwicklungsschritte und stehen auch in Wechselwirkung mit allen weiteren Hormonen. Daher würde ich in der Entwicklung bis 3-4 jährig wenn möglich nicht kastrieren (gesundheitlich bedingt oder bei wirklich massivstem Stress natürlich schon). Und danach auch eher nur, wenn nötig - gesundheitlich, Stress, etc.

  • Meine frühere Hündin war frühkastriert, das war vertraglich so festgehalten, weil sie einen Genfehler hatte und die Züchterin 100 % verhindern wollte, dass es Junge gibt. Ich würds nicht mehr tun und seither hat sich viiiiiiiel getan ;) Der aktuell weit verbreitete Stand ist eigentlich, die Hunde wenn möglich intakt zu lassen, auf jeden Fall aber mit der Kastration / Sterilisation zu warten bis sie wirklich "ausgereift sind" (Hündin sicher 2-3 Läufigkeiten). Früher hiess es halt auch noch, dass man gewissen Krebsarten mit der Kastration vorbeugen könne. Das gilt aber meines Wissen bei Hündinnen nur vor der ersten oder spätestens nach der ersten Läufigkeit, und wurde generell etwas revidiert. (Also klar, bei Komplettausräumung - wo keine Gebärmutter ist, kann kein Gebärmutterkrebs entstehen.)

    Also wenn Kastrieren / Sterilisieren, dann klar erst nach mehreren Läufigkeiten, bzw beim Rüden auch nicht schon als Welpe... bezüglich Krebs habe ich im Zusammenhang mit Flats schon einiges gelesen, aber ob das dann wirklich Gebärmutterkrebs ist :noidea:

    Ich möchte allgemein, dass sich unser Welpe zu einem selbstsicheren Wesen entwickeln kann, physisch und psychisch gesund ist und bezüglich der Hormonellen Entwicklung erst mal nichts unterbunden wird. Vielleicht ist das ein ganz guter Gedanke, es einfach auch auf sich zukommen zu lassen, sehen wie sich der Welpe entwickelt, ob das Weibchen eher unter der Läufigkeit leidet, oder ganz gut damit umgeht, und ob ein Rüde auch mit 2, 3, 4 Jahren noch öfters in totalen Stress verfällt, oder eben nicht...

    ... ist apropos auch eine Frage, die ich der Züchterin / dem Züchter beim Besuch gerne stellen möchte... nur schon aus Neugier, wie sie dies einschätzen...

  • Ich kann Annes Bericht total unterschreiben und nur noch meine pers. Erfahrungen hinzufügen.

    Unsere erste Hündin war ein Frühkastrat, allerdings geschah das bereits bei den Vorbesitzern.

    Der 1. Rüde wurde dann aus Unwissen mit 2j. kastriert (was ich nie mehr tun würde).

    Danach habe ich mich etwas eingehender mit dem Thema befasst. Leider machte mir Xena, meine Malihündin -seelig- mit gut 1jährig eine schwere Gebärmuttervereiterung nach nur 2 Läufigkeiten. Allerdings war sie so schlecht zwäg, dass ich sie Notfall-Ausräumen lassen musste, alles andere wäre Spiel mit ihrem Leben gewesen.

    Hootch wurde halt leider auch ein Frühkastrat, das halten einige (oder fast alle?) Tierheime (er war von Welpe bis 6,7j. in versch. Tierheimen) immer noch so, leider.

    Chess hatte mit 4j. auch eine Gebärmuttervereiterung, allerdings habe ich das sehr früh bemerkt. Erst habe ich sie mit Antibiotika behandelt, mich schlussendlich aber dann doch dazu entschlossen sie ausräimen zu lassen weil das Risiko halt schon grösser ist, dass es wieder kommt und einen Wurf mit ihr kam für mich nicht in Frage (Wegen ihres Wesens. Nicht falsch verstehen, ich liebe meinen Hund, finde aber solche Hunde haben in der Zucht nichts verloren). Bei ihr war es für mich dann schon eher ok, weil sie nach 8 Läufigkeiten wirklich "fertig war im Kopf".

    Ich würde keinen Hund (mehr) sterilisieren oder kastrieren lassen, wenn keine med. Notwendigkeit besteht.

  • Ojeh, danke dir vielmals für einen Bericht! Ich glaube, was bei mir einfach auch mitspielt ist die Unsicherheit...

    Gedankenexperiment: Ich habe einen kleinen Rüden, der normalerweise gut abrufbar ist, dann kommt eine läufige Hündin entgegen und mein Rüde lässt sich nicht abrufen...

    Oder umgekehrt, ich bin mit meiner läufigen Hündin unterwegs, kommt ein freilaufender Rüde entgegen, ist nicht mehr abrufbar...

    Weisst du, was ich meine? vlt mache ich mir hierzu aber auch zu viel Sorgen, zumal unser Hund ja noch nicht mal existiert :smile:

    Wobei das Szenario, dass ich mit einer Hündin unterwegs bin, und ein Rüde die (sterilisierte) total abweisende Hündin besteigen will und von der HH nicht mehr abrufbar ist, das kam leider schon mal vor... vlt auch daher meine Unsicherheit... :noidea:

  • Sterilisation macht für mich ausschliesslich bei Strassenhunden, die das auch bleiben sollen, Sinn. In jedem andern Fall halte ich das für kompletten Quark. Wüsste auch nicht, ob das unsere TA so einfach durchführen. Aber vielleicht weiss dazu jemand mehr. Wenn schon, dann kastrieren.

    Mein Rüde ist intakt und soll dies nach Möglichkeit bleiben. Die Hündin wurde mit 3 kastriert. Sie war vorher absolut problemlos und ist es immer noch. Sie wurde einzig deshalb kastriert weil sie einfach das ganze Jahr durch extrem gut roch und ich dauernd aufdringliche Rüden beim Spaziergang dabei hatte, das war echt nicht mehr lustig und hat uns alle sehr genervt. Inkontinenz betrifft nicht alle Rassen gleich, die Windis sind davon jetzt weniger betroffen, beim Boxer sind es aber 50 % (laut TA) und beim Retriever auch deutlich mehr als bei andern. Kenne eine spätkastrierte Hündin die war schon mit 6 inkontinent.

    Kalani reagiert auf frühkastrierte Rüden, er hält sie für Hündinnen und benimmt sich entsprechend. Frühkastrierte Hündinnen kenne ich nur eine (Beauceron) und die ist extremst unsicher und er würd sie mobben, wenn ich ihn liesse. Diese Hündin kommt ständig drunter laut Besitzer.

    Wie es wird kann man im Vorfeld nur ahnen, trotzdem find ich, man kastriert nicht per se sondern dann wenn es gute Gründe dafür gibt. Zur Verhinderung von Nachwuchs sollte keiner sein (dann kann man auch in andern Bereichen die Verantwortung nicht übernehmen) und eine Erziehungsmassnahme ist es auch nicht. Und auch die Sauerei bei der Hündin darf keiner sein. Kann man erstens etwas eindämmen und zweitens sonst halt einen Rüden wählen.

    Unsere Nachbarn zur rechten, sie teilen etwa 10 m Zaun mit uns, haben eine intakte Bernhardinerin und es gibt keinerlei Probs. Seit Kalani erwachsen ist weiss ich zwar jedesmall wann sie läufig ist aber beide benehmen sich ordentlich. Und das muss er auch sonst wenn eine läufige auf dem Spaziergang ist.

    herzliche grüsse conny und kalani mit nastassja, jendayi und dawn im herzen

  • Sterilisation macht für mich ausschliesslich bei Strassenhunden, die das auch bleiben sollen, Sinn. In jedem andern Fall halte ich das für kompletten Quark. Wüsste auch nicht, ob das unsere TA so einfach durchführen. Aber vielleicht weiss dazu jemand mehr. Wenn schon, dann kastrieren.

    Mein Rüde ist intakt und soll dies nach Möglichkeit bleiben. Die Hündin wurde mit 3 kastriert. Sie war vorher absolut problemlos und ist es immer noch. Sie wurde einzig deshalb kastriert weil sie einfach das ganze Jahr durch extrem gut roch und ich dauernd aufdringliche Rüden beim Spaziergang dabei hatte, das war echt nicht mehr lustig und hat uns alle sehr genervt. Inkontinenz betrifft nicht alle Rassen gleich, die Windis sind davon jetzt weniger betroffen, beim Boxer sind es aber 50 % (laut TA) und beim Retriever auch deutlich mehr als bei andern. Kenne eine spätkastrierte Hündin die war schon mit 6 inkontinent.

    Kalani reagiert auf frühkastrierte Rüden, er hält sie für Hündinnen und benimmt sich entsprechend. Frühkastrierte Hündinnen kenne ich nur eine (Beauceron) und die ist extremst unsicher und er würd sie mobben, wenn ich ihn liesse. Diese Hündin kommt ständig drunter laut Besitzer.

    Wie es wird kann man im Vorfeld nur ahnen, trotzdem find ich, man kastriert nicht per se sondern dann wenn es gute Gründe dafür gibt. Zur Verhinderung von Nachwuchs sollte keiner sein (dann kann man auch in andern Bereichen die Verantwortung nicht übernehmen) und eine Erziehungsmassnahme ist es auch nicht. Und auch die Sauerei bei der Hündin darf keiner sein. Kann man erstens etwas eindämmen und zweitens sonst halt einen Rüden wählen.

    Unsere Nachbarn zur rechten, sie teilen etwa 10 m Zaun mit uns, haben eine intakte Bernhardinerin und es gibt keinerlei Probs. Seit Kalani erwachsen ist weiss ich zwar jedesmall wann sie läufig ist aber beide benehmen sich ordentlich. Und das muss er auch sonst wenn eine läufige auf dem Spaziergang ist.

    Vielen lieben Dank für deine Einschätzung! Ja, wie oben geschrieben, möchte ich keinesfalls die Entwicklung des Hundes unterbinden, sie dies nun die Hormonelle, die pyhsische oder die psychische Entwicklung... zumal wir ja auch kein "Strassenhund" möchten, sondern ein Familienmitglied ;):)

    Mich hat auch die Haltung der Buchautoren erst gewundert, da ich bisher halt nichts anderes kenne... alle Hunde, mit denen ich bisher zu tun hatte, waren kastriert bzw. sterilisiert... deshalb auch die Nachfrage an euch, und das kritische Hinterfragen meinerseits, warum ich per se darauf komme zu sterilisieren bzw. kastrieren :)

  • Ich würde meine Hündin nur im äussersten medizinischen Notfall kastrieren lassen. Die Fortpflanzungsorgane mitsamt der Hormonproduktion spielen eine extrem wichtige Rolle im ganzen Körper der Hündin, das ist ein sehr empfindliches System, in welches man weder chemisch noch mechanisch eingreifen sollte. Um den mit der Kastration angerichteten Schaden möglichst gering zu halten, müsste man im exakt richtigen Moment (Alter & Zyklusstand) kastrieren und das schaffen auch nicht alle.. :sad:

    Dasselbe gilt auch für Rüden. Davon mal abgesehen ist eine Kastration laut Tierschutzgesetz immer verboten, sofern medizinisch gesehen keine absolute Notwendigkeit besteht.

  • Bei einer Sterilisation würde die Hündin trotzdem läufig, sie hätte trotzdem alle Triebe, könnte bloss nicht trächtig werden, da durchtrennte Eileiter. Auch beim sterilisierten Rüden blieben alle Triebe erhalten, er würd decken wollen, er wär bloss zeugungsunfähig da durchtrennte Samenstränge. Macht man bei Haushunden wirklich eigentlich nicht. Das macht, wie gesagt, bei Strassenhunden Sinn um die Rangordnungsfrage nicht durcheinander zu bringen bzw. weil kastrierte Tiere "unten durch" müssten, ev. sogar ernsthaft "vernichtet" würden. In so einer Gruppe ist ja eine ganz andere Dynamik.

    Ich stelle immer wieder fest, manche kennen die genaue Definition von Kastration und Sterilisation nicht.


    Dass es verboten ist, wissen tatsächlich sehr viele Hundehalter und auch Tierärzte nicht. Hier findest du weitere Infos dazu: Die Kastration des Hundes – eine juristische Betrachtung (kanzlei-sbeaucamp.de) ist zwar deutsches Recht, ist in der Schweiz aber gleich :)

    Vor allem den letzten Absatz finde ich mega wichtig, dieses kastrieren aus Bequemlichkeit sollte endlich aufhören.

    Leider hält man sich halt die Hintertüre offen mit dem Passus "...oder zur Nachwuchsverhinderung..."

    herzliche grüsse conny und kalani mit nastassja, jendayi und dawn im herzen

  • Übrigens, mit Krebsvorsorge hat das Kastrieren relativ wenig zu tun. Wenn ein Hund zb. keine Hoden mehr hat, bekommt er zwar keinen Hodenkrebs. Dafür entsteht der Krebs dann eben woanders.. Ein Hund, der Hodenkrebs bekommen würde, kann genauso jeden anderen Krebs bekommen, das nur mal so am Rande..


    Psovaya Borzaya Das stimmt leider.. deswegen dieser Text:

    "2 .Gem. § 6 Abs. 1 S. 2 Nr. 5 Alt 1 TierSchG kann die Kastration eines Hundes zur Verhinderung unkontrollierter Fortpflanzung erlaubt sein.

    Hierzu muss es aus Gründen des Tierschutzes , des Naturschutzes, des Jagdschutzes und der öffentlichen Sicherheit und Ordnung erforderlich sein, die unkontrollierte Fortpflanzung des Tieres einzuschränken (BT-Drucks. 13/7015 S.18).

    Hierzu siehe ausführlichen Beitrag:

    Zuletzt könnte die Kastration eines Hundes nach § 6 Abs. 1 S. 2 Nr. 5 Alt. 2 TierSchG erlaubt sein.

    Dies wäre der Fall, wenn die Kastration des Hundes zu dessen weiteren Nutzung und Haltung vorgenommen wird.

    Die Ausnahmeregelung zielt jedoch in erster Linie auf die Arbeitswilligkeit, Mastfähigkeit und Fleischqualität von Nutztieren."

  • Dass es verboten ist, wissen tatsächlich sehr viele Hundehalter und auch Tierärzte nicht. Hier findest du weitere Infos dazu: Die Kastration des Hundes – eine juristische Betrachtung (kanzlei-sbeaucamp.de) ist zwar deutsches Recht, ist in der Schweiz aber gleich :)

    Vor allem den letzten Absatz finde ich mega wichtig, dieses kastrieren aus Bequemlichkeit sollte endlich aufhören.

    Ich weiss dass dies in Deutschland der Fall ist, aber auch bei uns in der CH? :/

    Meine persönlichen Erfahrungen zum Thema, auch flatspezifisch: Mein Rüde war sein ganzes Leben unkastriert und leider auch sein ganzes Leben immer etwas oversexed. Ich habe ihm mit ca. 3 Jahren einen Kastrachip implantieren lassen, er wurde danach allerdings etwas unsicher, darum hab ich den Chip auslaufen lassen. Ich musste allerdings sein ganzes Leben lang Hundebegegnungen managen. So gut wie alle Hündinnen und Kastraten waren Objekte der Begierde für ihn, darum wars immer etwas schwierig und wie ich finde auch schade, da vieles für ihn nicht möglich war. Krebs hat er trotzdem bekommen, wie praktisch leider alle Flats, ob unkastriert oder kastriert.

    Iva habe ich nach der zweiten Läufigkeit kastrieren lassen, da war sie über 2 Jahre alt. Sie wurde von so gut wie allen Rüden "überfallen", ob intakt oder kastriert, greis oder jung. Und das auch in Zeiten wo sie nicht läufig war. Rüden sind über die Strasse zu uns gerannt, ich musste oft Rüden anleinen und auf den Besitzer warten während die mir fast die Schulter auskugelten. Und sie kann und konnte sich nie genung wehren, sie schnappt bei penetranten Rüden zwar mittlerweile ab, aber erst nimmt sie leider niemand. Sie ist dafür viel zu nett und zu sehr "Blümchen". Ich konnte keine negativen Veränderungen bemerken, bis auf das Fell das nun tatsächlich etwas mehr Pflege und Effilierschere benötigt als vorher. Ansonsten ist alles wie vor der Kastra, ausser dass unser Alltag viel entspannt ist, weil nicht mehr alle Rüden an uns kleben! Von dem her für uns die richtige Entscheidung, die ich mir aber absolut nicht einfach gemacht habe.

  • Mein Toller Rüde Yorik war leider auch ziemlich oversexed unterwegs und hatte immer sehr viel Spannung in sich. Auch Raufereien mit Rüden ging er absolut nicht aus dem Weg. Ich habe ihm im letzten Dezember mit 5 1/2jährig einen Chip gesetzt. Er ist handelbarer, ja, und seine übertriebene Spannung ist weg ... das ist angenehm ... aber er ist auch irgendwie nur noch ein Schatten seiner selbst und ziemlich faul geworden. Vom Fell reden wir gar nicht, es ist gruselig. Klar, im Alltag ist er angenehmer so, das stimmt, aber ich weiss jetzt echt immer noch nicht, ob ich ihn definitiv kastriere. Hab ihm jetzt nochmal einen 1/2-Jahres-Chip gesetzt, aber vorallem wegen Taro, damit hier die Hormone nicht auch noch verrückt spielen.

    Ich hab die Entscheidung nochmal verschoben und neige im Moment eher dazu, den Chip auslaufen zu lassen und zu schauen, wie er ist. Mit andern Rüden kloppen kann er sich immer noch, wenn auch die Schmerzgrenze etwas ausgeweitet ist.

    Taro ist intakt, ist ja erst gut 1 1/2jährig und er ist nicht so hormonell gesteuert wie sein Vater, dünkt mich. Von daher ist er stabiler und ich möchte ihn, wenn möglich, intakt lassen. Auf jeden Fall würde ich vor 3jährig gar nichts unternehmen, falls es doch in Richtung Chip/Kastration gehen würde.

    Lennox ist 5jährig und intakt und er wird es auch bleiben. Er ist ein unsicherer Hund und dazu total verträglich mit allen Artgenossen. Würde man ihm seine Hormone noch nehmen, fürchte ich, würde er in sich zusammenfallen. Klar, wenn läufige Hündinnen unterwegs sind, ist er schon mal überdreht unterwegs und sabbert die Welt voll, aber das ist einzig etwas mühsam für den Halter und kein Grund, ihn zu kastrieren.

    "... Als Nebenwirkung muss man wissen, dass Hündinnen inkontinent [...] werden können." und beim Rüden "Was nun den Rüden betrifft - ein Kastrat ist weder Fisch noch Vogel. [...] er wird höchstens Selbstsicherheit einbüssen, da er von den anderen Rüden, wie auch von den Hündinnen nicht mehr ernstgenommen wird.".

    "Daher raten wir, dies [das Kastrieren] wenn möglich zu unterlassen" (R. Wild & Y. Jaussi, Flatcoated Retriver, 2013, Seite 57

    Diese Aussage als allgemein gültig zu betrachten wäre fatal. Es stimmt schlichtweg so nicht und kann zwar im Falle einer Frühkastration sein, aber z.B. bei Yorik stelle ich das ganz und gar nicht fest, im Gegenteil. Er ist genauso selbstsicher wie immer und lässt sich keinesfalls unterbuttern. Andere Hunde nehmen ihn genauso ernst wie vor dem Chip.

    Man muss vielleicht beachten, dass sowohl Rosmarie Wild wie auch Yvonne Jaussi Züchterinnen sind/waren sowie Ausstellungsrichterinnen. Ich denke, die Aussagen sind eher veraltet und einseitig. Wenn du wirklich gute Literatur zum Thema lesen möchtest, dann schau mal in das Buch von Sophie Strodtbeck und Udo Ganslosser: Kastration und Verhalten beim Hund .... das halte ich persönlich für realistischer und zeitgemässer.

  • Ich weiss dass dies in Deutschland der Fall ist, aber auch bei uns in der CH? :/

    Meine persönlichen Erfahrungen zum Thema, auch flatspezifisch: Mein Rüde war sein ganzes Leben unkastriert und leider auch sein ganzes Leben immer etwas oversexed. Ich habe ihm mit ca. 3 Jahren einen Kastrachip implantieren lassen, er wurde danach allerdings etwas unsicher, darum hab ich den Chip auslaufen lassen. Ich musste allerdings sein ganzes Leben lang Hundebegegnungen managen. So gut wie alle Hündinnen und Kastraten waren Objekte der Begierde für ihn, darum wars immer etwas schwierig und wie ich finde auch schade, da vieles für ihn nicht möglich war. Krebs hat er trotzdem bekommen, wie praktisch leider alle Flats, ob unkastriert oder kastriert.

    Iva habe ich nach der zweiten Läufigkeit kastrieren lassen, da war sie über 2 Jahre alt. Sie wurde von so gut wie allen Rüden "überfallen", ob intakt oder kastriert, greis oder jung. Und das auch in Zeiten wo sie nicht läufig war. Rüden sind über die Strasse zu uns gerannt, ich musste oft Rüden anleinen und auf den Besitzer warten während die mir fast die Schulter auskugelten. Und sie kann und konnte sich nie genung wehren, sie schnappt bei penetranten Rüden zwar mittlerweile ab, aber erst nimmt sie leider niemand. Sie ist dafür viel zu nett und zu sehr "Blümchen". Ich konnte keine negativen Veränderungen bemerken, bis auf das Fell das nun tatsächlich etwas mehr Pflege und Effilierschere benötigt als vorher. Ansonsten ist alles wie vor der Kastra, ausser dass unser Alltag viel entspannt ist, weil nicht mehr alle Rüden an uns kleben! Von dem her für uns die richtige Entscheidung, die ich mir aber absolut nicht einfach gemacht habe.

    Vielen lieben Dank für deine Einschätzung und dein Erfahrungsbericht!

  • Vielen lieben Dank auch für deinen Bericht! Ja, auf das Wesen des Hundes kommt es sicher auch an.

    Das Buch such ich mir gleich mal raus (mein Mann meinte zwar kürzlich "1 Welpenbuch, 1 Hundeerziehungsbuch, 1 Flatbuch, 1 Tollerbuch und ein Fütterungskurs, ojeh, wie wird das nur wenn wir mal Kinder haben 😂" aber tja, künftiges Hundefrauchen will so gut als möglich informiert sein 😂)