Was ist Bindung?

  • Total interessantes Video.

    Wobei ich mich noch nicht entschieden habe, wie ich es bewerte. Es gibt ganz sicher noch andere Interpretationen.

    Und total interessanter Thread!

    Ich selbst würde wohl fast alle Aussagen von Bello unterschreiben. Einfach nicht so absolut- aber zumindest im Grundsatz.

    Und die von den anderen auch.

    Ich sehr die von bello geschilderten Personen sehr plastisch vor mir und treffe diesen Typ Mensch häufiger an.

    Ich selbst war auch so einer. Ich denke, Oscar spürte, dass ich noch in die rolle des Hf hineinwuchs. Deshalb gab er mir nur ein Teilvertrauen.

    Ihr werdet jetzt vielleicht lachen oder mit mir schimpfen- ich habe, weil ich Mühe mit seiner Erziehung hatte, ein wichenseminar besucht, wo ich einen ganzen Tag lang lernte, ein Halti richtig einzusetzen. Das war der Beginn unserer Partnerschaft! Nicht das Halti sindern der umstand, dass ich ihm endlich die Führungsperson war, die er einforderte. Davon bin ich überzeugt.

    Da unterscheidet sich meine Sicht etwas von z.B. Tabascos. Ich sehe bei mir und mejnen Hunden zwar eine sehr enge, partnerschaftliche beziehung. Aber doch eine absolute Abhängigkeit des Hundes von mir.

    Indem ich mir das aber immer wieder bewusst mache, versuche ich zu vermeiden, diese Macht gegen meinen Teampartner einzusetzen. Diese Fairness, um die ich mich bemühe, kommt beim Hund an, davon bin ich überzeugt. Verlässlichkeit, Sicherheit, Ansporn, Ressourcenverteung... ich glaube, diese Dinge sind bindungsfördernd.

    Und: Bindung ist flüchtig! Ändere ich mein Verhalten dauerhaft, reagiert Hundi.

    Kürzlich besuchte ich ein sanihundetraining. Ein sehr alter Mann führte seinen Hund traumhaft elegant durch die Schläge. Wahnsinn!

    Als der Hund im vorletzten Schlag in Richtung Figurant stürmte, stürzte der hundeführer und fluchte leise. Wirklich leise. Vielleicht 1 Meter vor dem figurant (der war ICH), legte der Labbi eine Vollbremse hin, ignorierte mein wurststückchen und raste laut bellend zu seinem Herrchen.

    Ausgesprochen anrührend. Bindung? Panik?

    Keine ahnung. Aber jeder sah, dass die beiden zwei Hälften eines ganzen waren. Eigenständig und doch zusammen.

    Und dieses Bild ist eben das Bild, mit dem ich mir selbst Bindung beschreibe und was ich selbst anstrebe.

    Weder meine Hunde noch ich streben die Weltherrschaft an. Aber set ich damals begann, meine Führungsrolle auch auszufüllen, hatte ich unglaublich tolle Jahre mit meinen Hundis. Und ich glaube, sie auch.

  • Ich bin hier nicht ganz derselben Meinung..

    Ist ein Hund extrem auf seinen Halter fixiert und lässt den evtl auch nicht mehr *aus den Augen * oder ist gar in ständigem blickkontakt ist der Hund für mich schon mehr als nur fokussiert und nimmt seine Umgebung nicht mehr wirklich wahr. Ich kenne da leider auch ein paar Beispiele und die Hunde tun mir leid. Kann ich denn mit einem Hund nicht arbeiten welcher mich nicht immer ständig im Blick hat? Nein. Ich kann durchaus auch blickkontakt einfordern wenn es der Hund von sich aus nicht tut und erst wenn er sich daraufhin konzentriert lässt sich ebenfalls eine gemeinsame Arbeit ausführen. Was die hsh betrifft widerspreche ich jetzt einfach mal. Sie bauen eine ebenfalls sehr sehr starke Bindung zu ihrem Haltern auf. Nach aussen mag dies jedoch einem Beobachter anderst erscheinen da der Hund auch seine Umgebung sehr genau beobachtet. Bei arbeitenden hsh ist der Fokus ganz bewusst darauf gelegt dass ihnen die Herden Tiere wichtiger sind als der Mensch. Das jedoch hat etwas mit Prägung zu tun und weniger mit dem Charakter.

    Also erstens besteht für mich ein riesiger Unterschied zwischen Blickkontakt herstellen oder ob ein Hund nur noch seinen Halter ständig fixiert... Das eine hat mit dem anderen nichts zu tun.

    Was die HSH anbelangt, so habe ich mit dieser Art Hunden sicher zu wenig Erfahrung, um fundiert darüber zu sprechen.


    Ich bin gerade über ein Video von Thomas Baumann zu dem thema Bindung und Beziehung gestolpert und dachte mir, dass passt gut hier rein

    Link

    Ich finde es sehr interessant und hätte auch nie gedacht, dass da so sichtbare Unterschiede sind.

    Das Video ist sehr interessant! Lady hat z.B. in den Jahren, in denen mein Mann jetzt pensioniert ist eine engere Beziehung zu ihm aufgebaut als zu mir, weil er immer ihren heiss geliebten Ball draussen trägt und mit ihr spielt. Er ist ihr Spielkamerad :love: Sobald sie jedoch Schmerzen hat, etwas im Fell hängt, was sie stört - kurzum sie quasi Hilfe braucht, bin immer ich ihre Bezugsperson. Auch schläft sie dort, wo ich bin - zu mir hat sie die tiefere Bindung, mit mir geht sie mit.

    Und was das Selbstbewusstsein und die Unabhängigkeit anbelangt, so stimmt das für mich nur bedingt. Lady war in den ersten 1 1/2 Jahren sehr unsicher und ängstlich. Ich habe intensiv an ihrer Selbstsicherheit gearbeitet und mit 18 Monaten war sie dann schon fast zu selbstbewusst, um nicht zu sagen rotzfrech. In ihrem fortgeschrittenen Alter ist sie schon lange eine ausgesprochen souveräne Hündin, die praktische jede Situation kennt oder ohne Stress mit einer neuen umgehen kann. Klar trifft sie ab und zu eigene Entscheidungen und handelt eigenständig - was sie nicht tun sollte - aber zum grössten Teil hört sie zuverlässig. Auf dem Campingplatz z.B. ist ist unser Zaun auf einer Seite offen und Lady weiss das, aber sie läuft nicht weg! Egal, ob andere Hunde kommen usw. Wir haben den Zaun nur, damit keine anderen Hunde auf unsere Parzelle kommen.

  • Interessanter Thread…. habe das mal durchgelesen. Bei Livana’s Vorgängern dachte ich nie viel über die Beziehung nach, die klappte einfach - in den vergangenen 40 Jahren 7 x Hund adoptiert und 7 x problemlos eingelebt, Beziehung mehr oder weniger innig, klar, aber immer gut.

    Anders bei Livana. Die ersten zwei Wochen waren perfekt, wie bei ihren Vorgängern. Nach 2 Wochen ganz plötzlich, wirklich von einer Minute auf die andere, totale Kehrtwendung….

    Jedoch fiel mir bereits in den ersten zwei Wochen auf dass Livana keinerlei Notiz nimmt von mir, wenn ich abwesend war und nach hause komme. Während sie meinen Vater freudig begrüsst wenn wir ihn besuchen gehen, und dies bereits beim ersten Treffen, wie ein alter Bekannter.

    Die mittlerweile auf Geheiss des TH zugezogene Erzieherin meint dazu nur, dass nicht alle Hunde auf dieselbe Weise reagieren. Ich jedoch stellte bereits damals die Beziehung /Bindung zwischen Livana und mir in Frage.

    Dann kam eine TK mit Livana zustande und daraus ergab sich dass Livana sicher ist, dass man sie wieder holen kommt, sie ist sicher dass man sie nicht weg gegeben hat und ist daher der Meinung, dass sie kein neues Zuhause braucht. Ich bin für sie, laut ihrer Aussage, nur eine Betreuungsperson, sie habe weder Respekt noch Vertrauen zu mir… Livana’s Erzieherin sagt dazu nur dass manche Hunde halt mehr Zeit brauchen um sich einzuleben. Livana ist nun seit 3 Monaten bei mir...

    Leider konnte die TK nicht ermitteln warum Livana’s Verhalten bei mir so schlagartig änderte, Livana blieb blockiert auf der Tatsache dass sie kein neues Zuhause braucht weil sie schon eines hat und man sie wieder holen kommen wird…

    zu Beziehung/Bindung: draussen kann ich kuscheln mit ihr, wenn ich mich irgendwo hinsetze kommt sie auf den Schoss oder ich kann sie hochheben und auf den Schoss nehmen. Wenn ich sie ableine bleibt sie ganz nah bei mir. Der Grundgehorsam ist ok. Jedoch draussen (wie drinnen, zuhause) ist kein Handling möglich, unmöglich ein Brustgeschirr anzulegen oder auch nur ein Halsband (sie trägt eines, Tag und Nacht…) denn sie beisst sofort heftig zu

    Draußen guckt sie immer herzig zu mir auf als ob sie fragen will: bin ich immer noch die Beste, die Liebste, die Herzigste? was ich natürlich immer bestätige, ich rede viel mit ihr. Es kommt also immer wieder zu Blickkontakt, und wer uns so sieht, mag denken dass unsere Beziehung ok ist.

    Drinnen/zuhause: setze ich mich auf den Boden damit sie kuscheln kommen kann, weicht sie mir aus. Sitze ich im Fauteuil und strecke die Hand aus nach ihr, ebenso weicht sie aus


    Nachts: Manchmal kommt sie und liegt auf meinen Bauch, manchmal nur auf ihre Decke auf meinem Bett. Manchmal darf ich sie streicheln und manchmal geht sie weg wenn ich sie streicheln will. Manchmal kommt sie die ganze Nacht über nicht auf mein Bett

    Auf Anraten der TK und mit Einverständnis der Erzieherin gebe ich nun Zylkene. Aktuell ist es so dass ich die Uebungen mit ihr auch zuhause machen kann, in einem ersten Schritt war dies nur draußen möglich (die Uebungen betreffen allesamt das handling). Ich gewöhnte Livana daran dass, wenn ich ein bestimmtes Tuch nehme mit der Anweisung “travail” sie sich auf das Tuch legt und wir die Uebungen machen. Dazu gibt es goodies die sie nur da erhält, ausserhalb von “travail” gibt es was anderes. Wenn ich nun zuhause ein Intelligenzspiel bereitstelle und dann auf den Boden sitze, das Tuch ausbreite und “travail “ sage kommt sie und macht die Uebungen, danach darf sie ihr Spiel in Angriff nehmen. Dies ist ein Fortschritt, vor etwa 3 Wochen funktionierte diese “Trick” nicht. Wenn ich einfach auf den Boden sitze, damit sie kuscheln kommen kann, läuft sie jedoch immer noch weg.

    Zu Fressen erhält sie nur aus meiner Hand, auf Anraten der Person welche die TK machte. In Sachen Handling werde ich wohl kaum grosse Fortschritte sehen solange sie kein Vertrauen hat - die Erzieherin gibt mir eine Uebung anhand welcher die Kleine lernen soll auf die Seite legen - ich denke nicht dass dies geht, auf jeden Fall klappt die Uebung nicht und ich habe sie pausiert bis zur nächsten Stunde mit der Erzieherin, mir scheint Vertrauen ist eh die Basis für alles andere.

    Livana lernt/zeigt mir dass eine gute Beziehung/Bindung nicht selbstverständlich ist…..

    • Offizieller Beitrag

    Noch bis morgen Abend 18h kann man beim Hundekongress dieses Video anschauen zum Thema Bindung (und Stressmanagement, aber es geht vor allem um Bindung). Ich finds interessant, auch wenn es, wie Vaku und Amelia im Hundekongress-Thread erwähnt haben, schade ist, dass auf Stressmanagement in der Praxis nicht wirklich eingegangen wird.

    Aber zur Thread-Frage "Was ist Bindung?" sicher interessant.

    https://www.hundekongress.com/iris-schoeberl…d-bindung-ows7/

    • Offizieller Beitrag

    Ich fand das Interview zur Bindung sehr interessant und habe da einige spannende Sachen rausgehört - nicht unbedingt für den Alltag im Umgang mit dem Hund, aber einfach so generell und mal ganz theoretisch grundlegend.

    Kürzestzusammenfassung wäre: Eine "gute" (sichere) Bindung, die (für den Hund) ein wirksames Stressmanagement ermöglicht, beruht auf Verfügbarkeit, Verlässlichkeit und (bedürfnisorientierter) Feinfühligkeit der Bezugsperson, insbesondere in stressigen Situationen. Dadurch wird die Bindung über einige Zeit (Monate!) unbewusst "gelernt". Sie hat nix mit Training zu tun.

    Ganz wichtig zu verstehen scheint mir aber auch, dass auch eine sogenannt unsichere Bindung nicht in dem Sinn eine schlechte oder fehlende Bindung ist - sie ist immer noch wirksam in der Stressregulation, nur halt auf eine andere Art und Weise und nicht ganz so ideal wie eine sichere Bindung. Daher spricht die Speakerin auch von Primär- und Sekundärstrategie. Und was mir auch total gut gefallen hat, ist, dass sie (ganz die Wissenschaftlerin) sich völlig weigert, Allgemeinaussagen zu machen und immer wieder betont, dass alles individuell und am spezifischen Team (der Mensch spielt eine grosse Rolle) zu betrachten ist. Und dass sie ganz klar sagt, dass es ein absolutes No-Go ist, wenn TrainerInnen ihren Schützlingen sagen, der Hund hätte ja eine total schlechte Bindung oder so, weil das Bindungsmuster nur so an einem Problemverhalten sowieso gar nicht zu erkennen wäre.

    Ich denke, wenn ich so darüber nachdenke, dass der Titel des Interviews leider etwas irrtümlich formuliert ist. Mit Stressmanagement gemeint ist wohl lediglich, dass Bindung / die erworbenen Bindungsmuster eben beeinflussen, wie der Hund selbst mit seinem Stress klarkommt / was er in einer Stresssituation tut, um die Situation erträglich(er) zu machen. Ein besserer Titel wäre wohl schlichtweg "was ist Bindung", und das erklärt die Speakerin gut, sehr versiert und fundiert (und mit total charmantem Österreichischen Dialekt ;-)). Ich fands gut! :)

  • Ja da stimme ich dir absolut zu. ich fand den Inhalt auch super (aber der Titel nicht ganz passend).

    Neben den eigenen Stressregulationsfähigkeiten, die ein Hund besser entwickelt bei sicherer Bindung, hilft sie auch dabei, das Nervensystem in Gegenwart der entsprechenden Bindungsperson schneller wieder runterzufahren, wenn diese ruhig sind. Die Ruhe der Bindungsperson gibt ein ziemlich schnelles automatisches „Stoppsignal“ und es fährt automatisch etwas runter. Unsicher/Desorganisiert Gebundene können da wie nicht richtig andocken (weil das Urvertrauen fehlt, dass der Ruhe vertraut werden kann) und es braucht viel länger, bis die Ruhe auf ihr Nervensystem überstrahlt. So ist es zumindest beim Menschen.

    Übrigens beginnt leider nicht jede Bindung bei Null, sonder das gelernte Bindungsmuster beeinflusst dies wahnsinnig. Kommt ein Hund mit entsprechenden Vorerfahrungen zu einem neuen Halter, braucht es sehr viel Zeit um so ein Bindungsmuster zu korrigieren.

    Und noch ein übrigens: die Zahlen sind wirklich erschreckend tief, hab das leider aber auch anderswo so schon gehört. Gibt aber innerhalb der „schlechten“ Bindungen auch nochmals Abstufungen und die Auswirkungen sind nicht immer sooo weitgreifend. 8o

    • Offizieller Beitrag

    Ich habe die beiden Beiträge zum Bindungs-Talk im Hundekongress mal hierher kopiert, damit das auffindbar und der Thread hier vollständig ist :)

    Weiterdiskutieren und neue Antworten natürlich immer erwünscht - auch, wenn man den Talk nicht gesehen hat! Muss sich überhaupt nicht darauf beziehen, sondern einfach auf die Ausgangsfrage - "Was ist Bindung?"

    • Offizieller Beitrag

    Je älter ich werde, je blöder empfinde ich es über "Bindung" nach zu denken.

    Ich könnte nun eine Abhandlung schreiben, dass ich Marvel (noch?) nicht so gut lesen kann wie Zelda, ihm nicht so viel halt gebe wie ihr und ich denke ich wäre recht ersetzbar in seiner Welt. Hauptsache jemand. Und eigentlich, je mehr ich darüber nach denke, je mehr schade ich dem Band zwischen mir und ihm, da dabei immer Zweifel entstehen, bis ins Detail nachdenke und auch versuche eine Lösung zu suchen.

    Obwohl es eigentlich einfach passiert, so wie es wird, so wird es eben dann sein.

    Mit jedem Hund hatte ich etwas anderes und Marvel ist nun eben auch anders.

  • Magi ich sehe das genau wie du.

    Ich finde den Begriff Bindung schwierig, genau auch darum weil ich weiss das Loki mit jedem, doof gesagt, Deppen mitgehen würde. Und dann denke ich mir auch, ja bedeute ich meinem Hund den gar nichts?

    Aber das kann man so glaub ich nicht vergleichen das wir Menschen und halt eher an etwas Binden und bei Tieren würde ich für mich lieber den Begriff vertrauen nutzen.

    Sprich wenn mein Hund Angst hat oder unsicher ist das er Schutz bei mir sucht, das ist dann in meinen Augen nicht das er eine gute Bindung zu mir hat, aber ich sehe er Vertraut mir.

    Oder wenn wir in der Hundeschule etwas neues machen was er nicht kennt, es aber trotzdem macht auch wenn es ihm schwerfällt, dann ist dies für mich auch Vertrauen.

  • Man könnte auch darüber streiten, was ist (eine enge) Bindung, was ist Vertrauen, welches ist wichtiger. Ganz ehrlich denke ich da nicht gross darüber nach.

    Für mich ganz wichtig, dass ich meine Hunde gut lesen und händeln kann und sie mir vertrauen. Wichtig finde ich auch, dass sie MICH lesen können und wissen, was ich will. Es gibt immer wieder Situationen, wo wir wortlos kommunizieren.

    Beispiel auf dem Spaziergang laufen die Hunde voraus. Es kommt eine Gabelung. Sie bleiben stehen und schauen mich an. Ich sage dann, ja, hier ist richtig oder, wir nehmen den anderen Weg.

  • Ich kenne jemanden, dessen Hunde (Whippets) würden zu keinem gehen, mit niemandem mitgehen und können auch so gut wie gar nicht fremd betreut werden. Die haben eben eine sehr enge Bindung, könnte man sagen.

    Sie würden aber jede Gelegenheit nutzen und im Freilauf der Besi abzwitschern zum Jagen und kommen dann erst zurück wenn sie es für richtig halten oder nach "getaner" Arbeit. Bei einer sehr engen Bindung würd ich dies aber eher nicht vermuten.

    Kalani ginge, wie auch Nastassja und Dawn, auch mit jedem mit, können problemlos fremdbetreut werden und kommen auch ohne mich ganz ausgezeichnet zur Ruhe, hören bei fremden Leuten mind. so gut wie bei mir etc. Kalani hat auch Jagdtrieb, Dawn hatte sogar noch deutlich mehr aber selbst ihr wäre es nicht in den Sinn gekommen, länger als ein paar Minuten weg zu bleiben. Niemals nie musste ich die stundenlang irgendwo suchen.

    Ich finde, eine gute Bindung heisst nicht, der Hund kann nicht mit andern und umgekehrt, wenn er mit andern kann heisst das nicht, er hat keine (gute) Bindung. Ich glaube viel eher, eine gute Bindung lässt den Hund selbstbewusster agieren und er hat dadurch die Fähigkeit, sich auch an andern geeigneten Personen orientieren zu können. Ich nehme zb. kaum an, dass Marvel jedem Passant einfach hinterherläuft und man ihn dauernd zurückholen muss.

    Der kleine AUssiwelpe, den ich heute kennenlernen durfte, tut das noch. Er hat noch keine Bindung zur Besi, wohl aber zu Menschen insgesamt. Aussis gelten nun nicht gerade als offen gegenüber Fremden, seine Eltern sind beide sehr reserviert denen gegenüber. Der Welpe wird in kürzester Zeit vermutlich keinen Blick mehr für Fremde haben, aber er muss eben erst Zeit haben, die Bindung zu dieser einen "neuen" Person aufzubauen. Der andere Aussi dieser Besitzerin ist genauso. Der brauchte lange, bis er mich nur anschaute. Heute könnte ich ihn problemlos mitnehmen und mal betreuen. Ich denke, das ist auch rasseabhängig, wie selbständig ein Hund ist. WIndis sind sehr selbständig, mein Belgier war da anders.

    Ich möchte keinen Hund, der nicht "mit jedem" mitgeht, denn ich bin drauf angewiesen, auch mal den Hundesitter oder sonst jemanden zu engagieren, mein Leben dreht sich nicht nur um meine Hunde, deshalb erwarte ich auch nicht, dass es für meine Hunde einzig und allein mich als Bezugsperson gibt. Wir haben keine Probleme, sie mögen mich, sie hören (meistens) auf mich und ich kann sie gut lesen. Mehr brauch ich nicht und deshalb mach ich mir da keine grossen Gedanken. Ich habe die falschen Rassen um als einzige unter vielen Menschen angehimmelt zu werden.

    herzliche grüsse conny und kalani mit nastassja, jendayi und dawn im herzen

  • Ich habe ja eine Hündin, die auch mit jedem mitgeht oder vor allem auch zu jedem hin will, vor allem wenn er sie anspricht.

    Sie ist einfach freundlich und neugierig und sie liebt Menschen. Deswegen würde ich jetzt aber nicht sagen, dass wir eine schlechte Bindung haben.

    Ich habe jetzt noch nie konkret darüber nachgedacht, aber ich würde sagen wir haben sogar eine sehr gute Bindung. Sie vertraut mir und ich ihr, sie versichert sich immer bei mir zurück, sie überlässt gerne auch mal mir die Verantwortung und das nicht aus Angst oder Unsicherheit. Sie ist aber auch rassetypisch kein reiner 1-Mann(Frau)-Hund. Wie gesagt, sie würde auch mit fremden mitgehen, wenn diese freundlich sind und mit Leckerlie sowieso. Aber auch z.B. bei der Hundesitterin, wo sie sehr gerne hingeht, dreht sie sich jedes Mal noch einmal zu mir um.

    Daher würde ich definitiv sagen, dass wir eine gute bis sehr gute Bindung haben. Und wenn das keine Bindung ist, dann ist es mir egal, denn wie sind beide glücklich damit.

    Ich glaube wie man es nennt und definiert ist sowieso egal, man muss sich in dieser Beziehung wohl fühlen und zufrieden sein. :)

    * * * * * * * * * * * * * * * * *

    Alle Tiere mit Ausnahme des Menschen wissen, dass der Sinn des Lebens darin besteht, es zu geniessen.

  • Ich denke, dass sich Bindung bei den verschiedenen Typen Hund (Jagdhund, Hütehund, HSH, Schlittenhund usw.) sehr unterschiedlich zeigt und natürlich nochmals von Hund zu Hund!

    Beispielsweise war mein erster Hund ein Terriermix. Im Gegensatz zu meinen Hütehunden war er mehr an anderen Hunden und am Schnüffeln interessiert und null an Interaktion mit mir. Er lief mit jedem mit, ich konnte ihm völlig Fremden die Leine in die Hand geben und er ging problemlos mit. Umgekehrt durfte man ihn aber im Umkreis meines Hauses nicht frei lassen, da haute er allen ab und kam sofort vor meine Haustür, wo er sich hinsetzte und geduldig wartete, bis ich die Tür öffnete. Kein Bellen, nichts. Lief ich mit ihm, dann war er wie ein Roboter, blieb ich stehen, blieb er auch stehen, lief ich, lief er auch. Er achtete also schon auf mich. Und er schmuste auch gerne. Aber er wollte nicht spielen, kannte es halt nicht. Er kam nicht als Welpe zu mir. Und er schmuste mit allen. Liess sich von allen anfassen und streicheln.

    Dann kam der erste Hütehund. Nach kurzer Zeit total auf mich fixiert. Sein Hundegotti war auch ok. Sonst niemand. Mit meinem Mann ging er laufen, zeigte sonst aber kein grosses Interesse. Ich war seine Bezugsperson. Lady war total extrem. Sie konnte man nicht sozialisieren. Sie kreischte wie am Spiess, wenn sie jemand als Welpe gestreichelt hat... Niemand wollte dieses flauschige Hündchen mehr anfassen und so bekam sie ihren Willen. Meinen Mann hat sie die ersten 7 Jahre quasi ignoriert. Ihr Hundegotti fand sie toll (nachdem sie sie als Welpe auch angekreischt hat) und ich war ihr ein und alles. Lady schaut immer, wo ich bin und was ich mache. Sie läuft mir nicht auf Schritt und Tritt nach, weil ich das nicht will. Aber als Pyrie scanned sie natürlich immer die Umgebung. Sie hat alles im Blick. Und bei Skipper war es so und bei Lady ist das noch stärker, dass beide eine mentale Leine haben. Lady läuft ja fast nur frei, aber trotzdem kaum je von mir weg. Egal, ob andere Hunde kommen, Wild interessiert sie nicht und nur ab und zu juckt es sie wieder mal zum Weidevieh zu rennen und kurz zu bellen, aber meist seh ich das an ihrer Körperhaltung schon vorher und stoppe es ab. Dasselbe, wenn sie draussen eine Katze jagen will... Aber ist das jetzt Erziehung oder Bindung, dass sie bei mir bleibt, obwohl der Reiz, die Katze zu jagen mega gross ist? Darüber kann man diskutieren. Ich denke, es ist Erziehung.

    Bindung setze ich mit Vertrauen gleich. Wenn der Hund ein sicheres Vertrauen zum Halter aufgebaut hat, dann hat er eine Bindung. Das setzt voraus, dass der Halter seinem Hund dieses Vertrauen durch Sicherheit vermitteln kann.

  • Soo ich bin mir schon die ganze Zeit am Überlegen, ob es irgend eine Art gibt, kurz und knackig zu erklären, was mit einer sicheren Bindung gemeint ist. Bzw. was damit gemeint ist, ist nicht so schwer, aber wie man es erkennt, ist wahnsinnig schwer. Deshalb wiederhole ich hier zu Beginn kurz, was auch im Video erwähnt wird. Das Assessment einer "sicheren" Bindung beim Menschen umfasst wahnsinnig viele unterschiedliche Situationen und Kritikpunkte (viele Seiten lang) - beim Hund gibts glaub so eine Kriterienliste gar nicht. Man kann also sicher nicht sagen, "der Hund kommt zu mir zurück ergo hat er eine gute Bindung" oder umgekehrt. Bindung ist ein viel tiefgreifenderes Muster, dass in Herz und Blut übergeht und das unterschwellig die Entwicklung von so vielem beeinflusst (von Emotionsregulation über Kontaktverhalten, Vertrauen und Ängstlichkeit, Selbstwert, uvm.) Es entsteht zwar aus den Erfahrungen mit den primären Bezugspersonen, ist aber viel breiter als eine einzelne Beziehung. Auch Menschen (und vermutlich auch Hunde) mit "unsicheren" Bindungsstilen können gute Beziehungen haben.

    Eine sichere Bindung ist ein bisschen wie ein Rückhalt - ein Ort, wo Vertrauen, Sicherheit, Hilfe, Zuwendung, Bedürfnisbefriedigung abgeholt werden kann. An den man zurückkommen kann, wenn mans braucht. Der einem aber auch die Sicherheit gibt, mutig zu werden, unbekanntes zu explorieren. Am Anfang als Kind/Welpe trau ich mich das vielleicht nur in Gegenwart dieses Bindungsortes, später hab ich es so internalisiert, dass ich es mit dabei habe, egal wohin ich gehe. Die sichere Bindung gibt mir auch die Grundlage, schneller weitere sichere Bindungen zu anderen Menschen aufzubauen und nicht nur von dem einen abhängig zu sein. Gleichzeitig stärkt es natürlich meine Beziehung zur primären Bindungsperson. Bei uns Menschen hilft uns die sichere Bindung auch dazu, uns wegzuentfernen/zu trennen, in der Sicherheit, dass die Bindung noch genauso gut und da ist, wenn wir wiederkommen.

    Ob und was exploriert werden will, hängt vom Charakter ab - ein jagiger Hund jagt und ist mal weg, auch wenn er sicher gebunden ist. Ob viele Menschen toll sind oder nur der eine, ist auch typensache. Allein daran kann man nicht ableiten, wie die Qualität der Bindung ist. Vielleicht könnte man auch sagen, eine sichere Bindung gibt das Urvertrauen, sich ausleben zu dürfen, so wie man ist.

    Ich glaube, solange man sich die Mühe gibt auf die Bedürfnisse des Hundes zu achten, ein einigermassen konstantes Gegenüber bietet und nicht stark aversiv arbeitet, ist alles gut. Bei einem Hund aus zweiter Hand, der viel schlechte Vorerfahrung mitbringt, braucht es einfach viel länger und feinfühlig solch positive Erfahrungen, um sein Bindungsmuster zu verändern. Eine gute, vertrauensvolle Beziehung ist schon vorher möglich und je länger die dauert, desto tiefer hinein rutscht es.

    (Phuu, keine Ahnung ob verständlich ist, was ich ausdrücken möchte - hab viele Punkte hinzugefügt, andere wieder weggenommen,...)

    • Offizieller Beitrag

    um sein Bindungsmuster zu verändern

    Wenn ich die Frau im Video richtig verstanden habe, kann man das verankerte Bindungsmuster nicht mehr ändern.

    Aber jede Form der Bindung wäre in Ordnung und keine Form der Bindung steht über der anderen.

    Interessant und gleichzeitig erschreckend fand ich, dass sie sagt das nur 50% der Menschen selbt eine sogenannte "sichere Bindung" zu ihrem Umfeld haben und das Bindungsverhalten wird dann entsprechend ja auch an die eigene Umwelt weitergegeben.